Jugendschutzwarte

Ich ärgere mich ständig daräber, dass der Heise Newsticker die Agiptprop aka Pressemeldungen der Jugendschutzwarte von jugendschutz.net fast immer ungeprüft als journalistische Wahrheit verkauft und schlicht ohne Recherche übernimmt. So auch jetzt wieder: „Die Initiative Jugendschutz.net hat im vergangenen Jahr 3054 neue Verstöße gegen den Jugendschutz registriert.“ Na und? Ist das wahr? Was steckt dahinter? Ist das Werbung?

Ein Leser hat das getan, was Heise hätte tun müssen – recherchiert. „Träger ist nicht etwa Schindler persönlich oder ein Verein, der seine Impressumspflichten ignoriert sondern die LPR Trägergesellschaft für jugendschutz.net GmbH. Also ein privatwirtschaftliches Unternehmen, dass die Impressumspflichten ganz gewaltig mißachtet. Es fehlen Geschäftsform, HRB# und Registergericht. Na sowas.“

Kein deutsches Medium scheint in der Lage zu sein, diese einfachen Fakten irgendwie herausfinden zu können. Man muss eben nur „Jugendschutz“ brüllen, und schon geben alle ihr Gehirn an der Garderobe ab.

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Der Jihad im Web 2.0

Deutsche Welle: „Seit Jahren werden Osama Bin Ladens Videobotschaften über extremistische Homepages verbreitet. Nun sickert die gewaltverherrlichende Propaganda auch immer mehr ins sogenannte Web 2.0, also in interaktive Plattformen. (…) Das Problem: Im gesamten Web 2.0 werden Islamisten nicht daran gehindert, ihre Propaganda zu verbreiten. Jugendschützer und Verfassungsschützer, die das „normale Internet“ untersuchen, kapitulieren vor dem unübersichtlichen Web 2.0-Netzwerken. Denn nach Auskunft des Berliner Internet-Spezialisten Burkhard Schröder, kostet es enorm viel Zeit, persönliche Profile anzulegen, Kontakt zu fragwürdigen Gruppen aufzunehmen und entsprechendes Material zu dokumentieren. (..) So habe ich das eigentlich nicht gesagt. Aber was soll’s..“Vor allem die virtuelle Welt ‚Second Life‘ sei hochkomplex, sagt er. ‚Ich habe ein halbes Jahr allein gebraucht, um die Software zu verstehen, die wahnsinnig viel kann. Und auch heraus zu finden, wie sich virtuelle Communities überhaupt bilden, ist gar nicht so einfach.'“- Es ging darum, dass es mehrere kleine Labels in Second Life gibt, die in den Tags (nach denen die interne Suchmaschine sucht) einschlägige Begriffe wie „Jihad“ usw. haben. Das hatte ich kurz für den Kollegen der Deutschen Welle, der anrief, recherchiert.

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Warum ich Chandler mag

„Wenn es Unreife bedeutet, sich gegen eine korrupte gesellschaft aufzulehnen, dann ist Philip Marlowe äußerst unreif. wenn es mangelhafte soziale Anpassung bedeutet, Schmutz zu sehen, wo Schmutz ist, dann hat sich Philip Marlowe mangelhaft sozial angepasst. Natürlich ist er ein Versager, und er weiß das auch. Er ist ein Versager, weil erkein Geld hat. Ein Mann, der ohne körperliche Handicaps ist und sich trotzdem keinen anständigen Lebensunterhalt verdienen kann, ist immer ein Versager und gewöhnlich ein moralischer Versager. Ab eine Menge sehr guter Menschen sind auch Versager gewesen, weil ihre besonderen Gaben nicht zu ihrer Zeit und zu ihrer Umwelt passten. Auf lange Sicht gesehen sind wir wahrscheinlich gesehen alle Versager; wir hätten sonst nicht die Seorte Welt, die wir haben.“ (Raymond Chandler an Mr. Inglis, Oktober 1951)

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Neuer alter Vorstand der German Privacy Foundation

Auf der Mitgleiderversammlung der German Privacy Foundation e.V. wurde heute ein neuer Vorstand gewählt. Ich stand als Vorsitzender nicht mehr zur Verfügung, habe aber Jan Suhr vorgeschlagen. Jan wurde einstimmig zum neuen Vorsitzenden der GPF gewählt. Seine Stellvertreter sind Tonke Franziska Koch und ich, Schatzmeister blieb Gunter Mintzel. Neu im Vorstand ist der Schriftführer Jan-Kaspar Münnich.

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Argumente gegen Zensursulaagitprop

„Wer Sperren im Internet umgehen kann, die müssen schon deutlich versierter sein, das sind die zwanzig Prozent, die sind zum Teil schwer Pädokriminelle, die sind versierte Internet-Nutzer, natürlich auch geschult im Laufe der Jahre in ihrem widerwärtigen Geschäft.“ Nur weil es das schlichte und verschwörungstheoretische Weltbild Zensursulas verdeutlicht, tu ich dem wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern das an.

Ich empfehle, diese Video anzusehen: Zensursula predigt vor ihrer eigenen Klientel über das Böse aka Kipo im Internet. Man sollte dagegen nicht argumentieren. Argumente helfen nicht gegen Populismus und Demagogie nach der Methode von der Leyens. Das geht so: Zuerst wird das Grauen aufgebaut, gegen das man nicht mehr anreden und -denken kann. Kinder werden vor laufender Kamera vergewaltigt und diese Bilder „werden dann ins Netz gestellt.“ Ins Netz“ bedeutet bei den Internetausdruckern: Jeder kann das ansehen. Dass es so etwas im WWW nicht gibt, weil es keine anonymen Web-Server gibt, darf man dann auch nicht mehr sagen. (Von der Leyen sagt dann eine Minute später: Die Nutzer verschafften sich für 50 oder für 90 Euro die Zugangsdaten – das, wovon sie spricht, ist also mitnichten „im Netz“ sichtbar. Und jemand, der 50 Euro bezahlt, würde auch vor einem virtuellen Stoppschild nicht halt machen.

„Jeden Tag werden weltweit 200 neue Blder in’s Netz gestellt.“ Woher weiß sie denn das? Es ist glatt gelogen. Gelogen ist auch der Satz: Der Weg führe über das Internet, weil diese Bilder „in Deutschland vollkommen frei angesehen“ werden könnten. Ja was denn nun?

Und jetzt alle gemeinsam Kopf ab zum Gebet: „Himmel noch mal, nun macht dem ein Ende!“ Das würde jeder sagen, der noch „einigermaßen beieinander ist“.

Zensurula behauptet, es gäbe Länder, die Kipo nicht ächteten. Dort könnte man nichts machen. Nur gibt es in den wenigen Ländern keine Server, die so etwas hosten. Wie das praktisch aussieht, zeigt der Beitrag Löschen statt verstecken: Es funktioniert!: „Bei der überwiegenden Mehrheit der Webseiten, darunter einigen aus Deutschland, zeigte sich bei der Überprüfung durch den Provider, dass die Webseiten kein kinderpornographisches, teils überhaupt kein irgendwie beanstandbares Material enthielten – die Webauftritte waren folglich zu Unrecht gesperrt. In Finnland werden zudem auch mehrere inländische Webseiten blockiert, die sich kritisch mit den dortigen Internet-Sperren auseinandersetzen.“

Sachlich argumentier der Arbeitskreis gegen Internet-sperren und Zensur: „Internet-Sperren, wie sie die Bundesregierung vorschlägt, sind in Wirklichkeit nur Sichtblenden. Seiten mit kriminellen Inhalten sollen nicht etwa gelöscht, sondern lediglich mit technischen Maßnahmen vor zufälligem Zugriff verborgen werden. Doch „zufälliges“ Auffinden solcher Seiten ist sehr selten: Der Aufwand, um an entsprechendes Material zu gelangen, ist weitaus größer als der, eine Sperre zu umgehen. Auch wird einschlägiges Material in der Regel über andere Wege als das Web verbreitet. Doch da, wo tatsächlich kriminelle Inhalte vorhanden sind, wird durch eine Sperre nichts erreicht: Die Inhalte sind weiterhin vorhanden und können weiter konsumiert werden. Daher können Internet-Sperren das angestrebte Ziel in keiner Weise erreichen.“

Es ist wie beim Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus. Gegen Vorturteile helfen keine Argumente. Die Statements Zensurula sind nicht nur dumm, sondern demagogisch. Aber gewählt werden wird sie trotzdem. Deutsch bleibt deutsch, da helfen keine Pillen.

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PR-geile “Aktion FSA”

Via Blog Fürst: „Das traurige Spiel um Ricardo-Cristof Remmert-Fontes und seinem persönlichen Verein dem “AK Freiheit statt Angst”, dessen ursprünglicher Zweck die Finanzierung von Remmert-Fontes darstellen sollte, erreicht einen traurigen Höhepunkt. Am Tag der großen Bürgerrechtsdemo in Berlin – dem 12. September 2009 – sind deshalb nun zwei Demonstrationen angemeldet. Eine vom AK VDS an der sich – wieder – alle zig Parteien, Organisationen, Vereine und zivilgesellschaftliche Gruppen beteiligen werden und eine an der sich wohl kaum mehr als ein Dutzend Menschen beteiligen wird, die entweder alle hoffen einmal durch ihre “ehrenamtliche” Tätigkeit reich zu werden oder aber dem dümmlichen Gewäsch von Ricardo-Cristof Remmert-Fontes erlegen sind.“ [mehr…]

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Keine Knöllchen und in die Tonne mit Erlässen

Pressemeldung des Bundesverfassungsgerichts: „Zur Einschränkung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung (…) Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung kann zwar im überwiegenden Allgemeininteresse eingeschränkt werden. Eine solche
Einschränkung bedarf aber einer gesetzlichen Grundlage, die dem rechtsstaatlichen Gebot der Normenklarheit entspricht und verhältnismäßig ist. Der als Rechtsgrundlage herangezogene Erlass des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern, stellt aber keine geeignete Rechtsgrundlage für Eingriffe in dieses Recht dar. Bei dem Erlass handelt es sich um eine Verwaltungsvorschrift und damit um eine verwaltungsinterne Anweisung.“ Im Klartext: Verwaltungsakte- und -vorschriften sind keine Gesetze.

Snlass: „Die eingelegten Rechtsmittel gegen den Bußgeldbescheid, mit denen der Beschwerdeführer insbesondere rügte, dass die Video-Aufzeichnung des Verkehrsverstoßes mangels konkreten Tatverdachts ohne ausreichende Rechtsgrundlage angefertigt worden sei, hatten keinen Erfolg. Als ausreichende Rechtsgrundlage für die vorgenommene Geschwindigkeitsmessung wurde von den Gerichten der Erlass zur Überwachung des Sicherheitsabstandes nach § 4 StVO des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern vom 1. Juli 1999 angesehen.“ Diesen Erlass können sie jetzt in die Tonne treten.

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Ewige volkstümliche Wahrheiten

Ein Artikel von mir in Telepolis: „Ein Sittengemälde vom innen- und kommunalpolitischen Forum der CDU in Brandenburg“.

„Ein Parteifunktionär hat ungefähr die Rolle eines Indianerhäuptlings in Südamerika zu Zeiten des Kolumbus zu spielen: Er muss das verkünden, was seine Gesinnungsgenossen ohnehin schon denken. Und er darf das nicht sagen, was zwar alle wissen, aber das Publikum irritieren würde – zum Beispiel die Wahrheit über den abzusehenden Misserfolg im Kampf gegen den Nachbarstamm. Im Gegenzug verzeiht man ihm alle Verfehlungen, weil man insgeheim weiß, dass man genau so gehandelt hätte, hätte man an seiner Stelle gesessen.

So funktioniert das System Berlusconi, so funktioniert die CDU in der Provinz wie in der Brandenburger Kiefernwälder-Pampa. Ein Sozialanthropologe hätte die Gruppendynamik zwischen dem Publikum, vor allem CDU-Bürgermeister und andere Kommunalpolitiker, und den VIPs auf dem Podium interessiert beobachtet, aber die Angelegenheit unter der Überschrift „kollektive Amnesie im gegenseitigen Einverständnis“ abgeheftet.“ [mehr…]

Ein Link ist übrigens falsch gesetzt: Der im vorletzten Absatz auf „Einladung“ gehört zum Wort „Heimat„.

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Lest mal!

„Was ich so von tag zu Tag mit mir anfange? ich schreibe, wenn ich kann, und ich schreibe nicht, wenn ich nicht kann. (…) Ich bekomme dauernd Aufsätze zu Gesicht, in denen Schriftsteller sich darüber auslassen, dass sie grundsätzlich nie auf Inspiration wareten; sie setzen sich einfach jeden Morgen um acht an ihren kleinen Schreibtisch, ob’s regnet oder ob die Sonne scheint, ob sie einen Kater haben oder einen gebrochenen Arm oder was weiß ich sonst, und knallen ihr bisschen Pensum hin. Wie leer ihr Kopf auch sein mag und wie öde alles, was ihnen durch die Gedanken trudelt, mit solchen Quatsch wie Inspiration haben sie nichts im sinn. Ich entbiete ihnen meine Bewunderung und gehe ihren Büchern sorgfältig aus dem Weg.

Ich hingegen, ich warte auf Inspiration, obwohl ich sie nicht unbedingt bei diesem Namen nenne. Ich glaube, dass alles Schreiben, das auch nur etwas Leben in sich hat, aus dem Slarplexus kommt. Es ist harte Arbeit insofern, als man hinterher todmüde sein kann, sogar total erschöpft. Im Sinne bewusster Bemühung freilich ist es überhaupt keine Arbeit. Wichtig ist dabei vor allem eins: der Berufsschriftsteller sollte einen bestimmten Zeitraum haben, sagen wir mindestens vier Stunden am Tag, wo er nichts anderes tut als schreiben. Er muss nicht unbedingt schreiben, und wenn ihn nicht danach ist, sollte er’s auch nicht versuchen. Er kann aus dem Fenster schauen oder einen Kopfstand machen oder sich auf dem Fußboden schlängeln, aber er soll nichts vollkommen anderes tun, soll nicht lesen, Briefe schreiben, in Zeitschriften blättern oder Schecks ausfüllen. Entweder schreiben oder gar nichts.“ (Raymond Chandler: „Die simple Kunst des Mordes„, meine völlig zerlesene Ausgabe Zürich 1975 (ich mag nur Übersetzungen von Hans Wollschläger, ohne ihn hätte ich eines der größten Werke der Weltliteratur, den Ulysses, nie verstehen können.

Ich lese gerade – immer noch mit großem Vergnügen – einen ungarischen Schriftsteller: Attila Bartis: „Die Ruhe“ (Duhrkamp), Freiburg 2005. Mein Verdikt, das Buch sei langweilig, nehme ich mit dem allergrößten Bedauern zurück. Vielleicht habe ich in zu kleinen Häppchen gelesen (ja, auf dem Klo). Das Buch hat den allerschwärzesten Humor, den man sich vorstellen kann, mit einem gehörigen Schuss Melancholie und Absurdistan frei nach Kafka. Ein Schriftsteller lebt mit seiner geisteskranken Mutter zusammen, einer exatierten Ex-Schauspielerin.
„Wowarstdumeinsohn?
Ich war nur spazieren, Mutter.
Wasch dich wenigstens, bevor du das nächste Mal heimkommst. Du stinkst nach Kölnischwasser.
Tut mir leid, Mutter.
Das ist wohl wieder so eine billige kleine Nutte. Die so ein Parfüm benutzen, sind alle Nutten.
So hat das doch alles keinen Sinn, Mutter.
Du hast mir nicht zu sagen, was Sinn hat. Wasch dir lieber den Vaginageruch ab, bevor du heimkommst, verstanden?“

Dann lese ich noch „Tod am Tocuyo – Die Suche nach den Hintergründen der Ermordung Philipps von Hutten 1541-1550″ sowie zum wasweißweißcihwievielten Male eines der besten und interessantesten Bücher, das ich jemals gelesen habe (nichts für intellektuelle Warmduscher): Giorgio de Santillana, Hertha von Dechend: Die Mühle des Hamlet. Ein Essay über Mythos und das Gerüst der Zeit. Berlin 1992. ISBN 3-926763-23-X.

Aus einem Nachruf: „Um von Dechends theoretisches Konzept weitgehend zu verstehen, benötigt man unermeßliche Kenntnisse, vor allem aber unumstößliche Überzeugung davon, dass man vor zehntausend Jahren genauso wie wir heute zum Denken fähig war – ganz zu schweigen von dem Willen jede alte Sprache zu verstehen. Ohne diese Bereitschaft, und ohne ungeheuren Fleiß, kann man zwar die dechendschen Erkenntnisse auf jede Ebene beliebig reduzieren, trotzdem gerät man in Gefahr sich in der Fülle des historischen Stoffes zu verlieren. In Anflügen von Selbstironie erzählte mir von Dechend hin und wieder, sie sei überall sowohl von fachlichen Feinden als auch von Anhängern, diese jedoch meist schlichten Gemüts, umgeben“.

Mir scheint, die Kritiker Dechends haben das Buch gar nicht oder nur flüchtig gelesen oder sind schlicht beleidigt, dass ihnen fundmentale Irrtümer nachgewiesen wurden. Man sollte übrigens diese Website zur Hand haben, wenn man sich an Hamlets Mühle traut: „Studies of Occidental Constellations and Star Names to the Classical Period“.

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Zensur: Blöder „Zufall“

Zensur

Heise: „Österreichs Justizministerium blockiert Website eines kritischen Journalisten“

„Mitarbeiter des österreichischen Justizministeriums und der Gerichte konnten tagelang nicht auf eine Website mit kritischen Inhalten zugreifen. Beim Versuch, die Website www.florianklenk.com aufzurufen, wurde ihnen sogar mit einem Disziplinarverfahren gedroht. Die Sperre trat offenbar kurz nach dem Zeitpunkt in Kraft, nach dem auf der Website ein kritischer Bericht über Vorgänge im Justizministerium veröffentlicht worden war. Das Ministerium stellt Zensur in Abrede und spricht von einem „blöden Zufall“.“ [mehr…]

Aha. Es ist sicher auch ein blöder Zufall, dass burks.de in den meisten Bibliotheken Deutschlands nicht erreichbar ist, weil die US-amerikanische Filtersoftware benutzen und ich dort als „jugendgefährdend“ eingestuft worden bin. Die hiesigen Jugendschutzwarte versuchen es mit „Extremismus“, aber Zensur als „Jugendschutz“ zu verkaufen, ist die bessere Methode, weil dann niemand mehr nachdenkt, sondern gleich alle im stillen Gebet wider die Gefahren des pöhsen Internet versinken.

Klenk hat Zitate eines Schreibens des Justizministeriums gebloggt: „Wie von mir vermutet beinhaltet Ihre Website Wörter und Inhalte, die in die unten angeführten Kategorien (Kategorien Sex, Chat, Gambling, und Hacking bzw. Spyware,criminal activity, violence, weapons, illegal drugs) fallen und daher gesperrt wurden. Ihre Website wurde soeben wieder freigeschaltet und steht justizintern somit wieder zur Verfügung.“

Auf so ein Schreiben deutscher Bibliotheken warte ich noch. Ich hatte schon vorsorglich ins Impressum geschrieben: „Warning: This site may contain explicit descriptions of or advocate one or more of the following: adultery, murder, morbid violence, bad grammar, deviant sexual conduct in violent contexts, or the consumption of alcohol and illegal drugs.“

By the way: Florian Klenk wurde in meine Blogroll aufgenommen.

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Zensursulas Traum

Via Real Life von Torsten Kleinz (Sorry, das ist zu gut, dass musste ich jetzt ganz übernehmen)

“Guten Tag. Verdachtsunabhängige Kontrolle”
“…Tag.”
“Darf ich bitte Ihre IP-Adresse und Ihren E-Ausweis sehen?”
“Sicher, Herr Wachtmeister…”
“Unter Ihrer IP wurde vorgestern illegales Filesharing betrieben…”
“Das war ich nicht. Wie Sie sicher in ein paar Millisekunden feststellen können, habe ich eine dynamische IP-Adresse.”
“Nun gut. Sind Ihre Windows Updates und die Anti-Viren-Software auf dem neusten Stand?”
“Sicher. Heute morgen erst hat mein PC automatisch neu gestartet und eine Stunde Arbeit gelöscht.”
“Sie sollten öfter abspeichern!.”
“Ja, ich weiß das jetzt auch. Gibt es sonst etwas?”
“Wie ich sehe, haben Sie da einen Werbeblocker.”
“Der ist völlig legal. Ich kenne meine Rechte!”
“Sicher, sicher. Aber bedenken Sie, wenn das jeder machen würde…”
“Würden Sie bitte ihre Arbeit machen?”
“Öffnen Sie doch bitte Mal Ihren Cookie-Speicher…”
“Ist das wirklich nötig?”
“Wir haben Hinweise auf illegale Downloads in Ihrem IP-Bereich. Also stellen Sie sich nicht so an”
“Also gut. Aber nur unter Protest…”
“Na, was haben wir denn da: chefkoch.de, Google, Amazon, Gayromeo?”
“Stimmt etwas nicht?”
“Da sind zwei Cookies von Rapidshare…”
“Na und?”
“Sie wissen schon, was das ist?”
“Ja, ein völlig legaler Service”
“Was haben Sie denn da heruntergeladen?”
“Das geht sie nun wirklich nichts an.”
“Sie wissen schon, dass ich ruck-zuck eine Festplattenvisitation beantragen kann?”
“Ich habe nichts unrechtes getan. Wenn Sie etwas vorzuweisen haben, tun Sie das. Wenn nicht…”
“Schon gut, schon gut. Sie dürfen weitersurfen. Und denken Sie daran: beide Hände auf’s Keyboard!”
“…”

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Pellwormer Ebbe für Heimatlose

Pellworm

Die Ebbe auf Pellworm eignet sich hervorragend als Metapher für das Innere meiner Geldbörse. Vielleicht hätte ich einen der Berufe ergreifen sollen, die es hier gibt: Reetdachdecker, Mauermann (für Maurer), Deichsticker (vermutlich Deichbauer?), Seehundjäger und Jagdaufseher, Fischer, Kapitän, Bernsteinsammler. Doch jetzt zu etwas ganz Anderem.

PellwormPellwormPellwormPellwormPellwormPellworm

Morgen verlassen wir diese gastliche Insel. Ich habe mir die Kirche hinter der Ruine des Friesendoms und den Friedhof noch einmal angeschaut. Dort stehen eine Arp Schnitger Orgel aus dem Jahr 1711 und allerlei Tafeln, die die Kontinuität der Prediger dokumentieren, sowie einen uralten Beichtstuhl. Wer’s mag. Auf dem Friedhof namenlose Gräber von Toten, die das Meer angespült hat – „Heimat für Heimatlose“. Die Fotoausstellung über Pellwormer Personen in der Alten Kirche ist an interessantesten.

Es war nett hier. Falls ich aber mal absolute Ruhe brauchte, um einen Roman fertigzustellen, dann würde ich auf eine Hallig fahren.

Pellworm

Nachtrag: Irgendwo an der Straße von Ostertilli nach Waldhusen gibt es ein paar der üblichen Gedenksteine für die Toten der beiden Weltkriege. Aber hier ist noch etwas, das meistens fehlt – ein Gedenkstein für die Gefallenen der Revolution 1848/49. Löblich.

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Tatort Internet: „Journalismus“ à la ZDF

Die lustige Nonsens-Meldung bei Heise: „Polizeigewerkschaft: Internet ist der ‚größte Tatort der Welt'“ habe ich mit Vergnügen und mit Vorfreude auf die Leser-Kommentare gelesen. Ärgerlich wurde ich aber dann, als klar wurde, dass die Mainstream-Medien diese inhaltlich völlig blödsinnige PR-Sprechblase der Polizei-Lobby kritik- und recherchelos übernommen haben. Besonders ekelhaft wird das in der ZDF heute-Sendung vom 14. August 2009:

„Wo es besonders gefährlich ist, sollte die Polizei eigentlich Präsenz zeigen. Doch am größten Tatort der Welt, dem Internet nämlich, kann davon keine Rede sein. Dabei betreiben dort immer mehr Betrüger, Kinderschänder und Rechtsradikale ihr Unwesen. Die Polizeigewerkschaften fordern deshalb jetzt mehr Internet-Fahnder.“

Im Heise-Forum las ich ein paar Kommentare, die durchaus journalistische Qualität besaßen. Auf den korrekten Hinweis: „ZDF – heute Sendung 19:00 – das ist Schmierenkomödie, ich sollte das nicht mehr ansehen – die haben doch tatsächlich diese Verlautbarung „Internet ist der größte Tatort der Welt“ so übernommen“ antworte jemand: „Klaus-Peter Siegloch vom ZDF ist Mitglied des Kuratoriums der Bertelsmann-Stiftung. Damit ist eigentlch alles erklärt.“ Ein weitere Leser gab den Hinweis, den man den Journalisten beim ZDF um die Ohren schlagen sollte: „Erst vorgestern die Diplomarbeit über den Einfluss der Bertelsmann Stiftung gelesen, worin auch erwähnt wurde wer da vom ZDF ebenfalls Mitglied bei der Stiftung ist.“

In dieser Diplomarbeit heisst es: „Die Stiftung hält ihren zielgerichteten ideologischen und praktischen Einfluss auf die Reformen im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich weitestgehend bedeckt, um ihr Image als neutrale Vertreterin gesellschaftlicher Interessen nicht zu gefährden. So schafft sie es, sich ihrer Verantwortung für und einer Auseinandersetzung über die gesellschaftlichen Folgen der von ihr forcierten Reformen zu entziehen. Sie muss sich nicht demokratisch legitimieren lassen, ihre Aktivitäten sind nicht an Legislaturperioden gebunden und sie muss vor keinem Parlament oder Rechnungshof Rechenschaft über ihre Vorhaben und deren Finanzierung ablegen, nur vor ihrem Stifter. Wenn es für die Durchsetzung ihrer Konstruktion von Gesellschaft notwendig ist marginalisiert, ignoriert und hintergeht sie demokratische Entscheidungen und Entscheidungsprozesse sogar.“

Genauer in Anmerkung 77: „Auch die öffentlich-rechtlichen Sender sind mit Bertelsmann verbandelt. So sitzt z.B. der stellvertretende ZDFChefredakteur Klaus-Peter Siegloch im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung. So auch der frühere ZDF Intendant Dieter Stolte, der z.B. 1999 eine kritische Reportage über die Rolle Bertelsmanns im Dritten Reich verhinderte. Der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Peter Frey, ist ‚Fellow‘ des von Bertelsmann getragenen Centrums für angewandte Politikforschung (CAP). (Vgl. Lieb 2007: o. S.).“

Das ZDF hat somit alle Grundsätze des Journalismus mit Füßen getreten, weder recherchiert noch irgendetwas nachgeprüft, sondern sich von der Polizei-Lobby missbrauchen lassen. Es dient der Moraltheologie und dem typisch deutschen kulurpessimistischen Diskurs: Es wird immer alles schlimmer, besonders im Internet. Widerlich. Das ist Schmierenjournalismus vom Feinsten.

Nachtrag: Lesenswert auch das Posting Udo Vetters: „Ich habe gerade dem Hessischen Rundfunk in einem Interview gesagt, die Forderung nach 2.000 zusätzlichen Cybercops, die im Internet auf Streife gehen, erinnere mich an Ostberlin, Teheran und Peking.“

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Die Bösen nutzen das Internet, 234tes Update

Heise verbreitet heute ungefiltert die Agitation und Propaganda (aka Agitprop) der Jugendschutzwarte bzw. deren Lobbyorganisation jugendschutz.net. „Neonazis haben im vergangenen Jahr ihre Aktivitäten im Internet erneut verstärkt.“ (By the way: „Aktivitäten“ gibt es im Deutschen nicht, „Aktivität“ ist schon die Summe mehrerer Aktionen.)

Die Meldung, dass die Nazis das Netz aller Netze immer öfter nutzten, hatten wir schon vor fünf Jahren. Und dazwischen auch schon 234 Mal. Mindestens. „1707 Angebote weltweit recherchierte jugendschutz.net nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr.“ Nach eigenen Angaben – wieviele unabhängige Quellen sind das, von denen ein Journalist mindestens zwei haben sollte, bevor er etwas in die Welt hinausposaunt?

Und jetzt alle zusammen: Melden, durchführen, verbieten. Bei Zypries heisst das „Dreiklang aus Beobachtung, Löschung und Aufklärung“. (Ung, ung, ung. In der Hoffnung auf Erlösung vom Nominalstil.) „Verbreitung unzulässiger Inhalte über ihre Dienste auch eigeninitiativ zu verhindern“. „Inhalte über ihre Dienste auch eigeninitiativ zu verhindern“. Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, ergänzte: „Damit das Medium weiterhin Demokratie und Toleranz fördern kann, muss Rechtsextremen in sämtlichen Diensten die Rote Karte gezeigt werden.“ Die üblichen sinnfreien Sprechblasen eben, die man in Deutschland so hört. „23 Prozent stufte jugendschutz.net als jugendgefährdend ein. Neonazis würden dabei verstärkt wieder ausländische Dienste in Anspruch nehmen.“ Verstärkt. Immer öfter. Immer mehr.

Ich kann das Geschwurbel, auch das von Spiegel online, einfach nicht mehr hören. Kommentieren auch nicht. SpOn schämt sich nicht, direkt Werbung zu machen die Zensurfreunde und Jugendschutzwarte und das für das Melden, Durchführen und Verbieten: „Auf jeden Fall sollten Internetbenutzer, die auf rechtsextreme Webseiten stoßen, diese weiterhin melden. „Entweder bei der Polizei, beim Provider oder über das Formular bei uns auf der Seite.“

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Pellworm: It’s only Rock’n Roll

Pellworm

Gestern waren wir mit einem kleinen Tuckerboot auf der Hallig Oland, deren Existenz mir vorher noch nicht bekannt war. Die Insel ist mit einer putzigen Selfmade-Eisenbahn mit dem Festland und mit der Hallig Langeness (vgl. Skyline großes Foto) verbunden. Die Lok konnte und kann vermutlich immer noch mit einem Segel betrieben werden, fährt aber normalerweise mit Benzin (im Notfall Handbetrieb wie eine Draisine). Die Hallig hat nur wenige Einwohner und nur drei Websites – diese, diese und diese, die alle in mein Blog passen. Eine Kneipe (sehr schnuckelige Aushilfskellnerin), eine Kirche (etwas kleiner als meine Wohnung in Berlin) mit einem uralten pseudo-heidnischen Grabstein (Swastika?), einem halben Dutzend superidyllischer Häuser (Wappen mit friesischem Wahlspruch, aber auf niederdeutsch: „Lieber tot als Sklave“), die sich um den Süßwasserteich gruppieren, und den einzigen mit Reet gedeckten Leuchtturm Europas, der aber nicht höher ist als ein einstöckiges Wohnhaus.

Auf dem Friedhof heißen fast alle Petersen. Der Grabstein des Helmut Andreas Petersen überraschte mich. Er wurde nur 36 Jahre alt. Auf der Rückseite steht eingemeißelt: „It’s only Rock’n Roll“. So etwas auf einem Hallig-Friedhof? Ich wurde neugierig und fragte am Abend, als wir – wieder in Pellworm – bei einigen Bierchen versackten, woran dieser Petersen gestorben sei? Da hier jeder jeden kennt, hatte der Wirt sofort eine Antwort parat: Petersen, selbstredend Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Oland, Vater mehrerer Kinder, sei an einer Alkoholvergiftung gestorben (also kein Trinker, sondern ein Unglücksfall) und dafür bekannt gewesen, dass er gern Rockkonzernte besucht habe. Requiescat in pace.

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Friesendom, turmhoch, Platt

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Man muss sich erst daran gewöhnen, mit UMTS-Flatrate zu surfen. Es flutscht nicht ganz so wie mit DSL. In Pellworm, so erzählten uns Einheimische, gebe es nur zwei Telefonleitungen von der Insel aufs Festland. Hochgeschwindigkeitsinternet auf friesisch eben. Aber die Friesen können nichts dazu. Ausserdem sprechen die hier nicht friesisch, sondern niederdeutsch aka Platt.

„Wahrzeichen der Insel ist die imposante Turmruine der Alten Kirche – der geziegelte Turm dieses mittelalterlichen „Friesendomes“ stürzte bereits 1611 zu einem großen Teil in sich zusammen, da der weiche Wattboden seinem Gewicht nicht gewachsen war. Der erhaltene Rumpf ragt 26 Meter empor, der ursprüngliche Bau war mindestens doppelt so hoch.“ Da ist der Turm. Und der Leuchtturm ist auch ein Postkartenmotiv.

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Klar oder unklar: Die Verwicklung der Geheimdienste

Freitag.de interviewt Manfred Gnjidic,der im Sauerland-Prozess den Angeklagten Attila Selek verteidigt. Er ist außerdem Anwalt von Khaled El-Masri. Leider kann Elsässer nicht interviewen, einige Fragen und Antworten sind dennoch erwägenswert: „Die IJU aber ist doch nichts anderes als ein Bastard des usbekischen und US-Geheimdienstes – oder?“ – „Das gehört zu den großen Fragen, die im Prozess noch zu klären sind.“ In den Mainstream-Medien hat man die Diskussion über diese merkwürdige „Islamic Jihad Group“ schon wieder vergessen…

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Der Spion in meinem Browser

Interessanter Artikel in der Technology Review: „Zwei IT-Security-Forscher haben nun mehrere neue Methoden gezeigt, wie sich Web-Nutzer unter Ausnutzung von Lücken im Browser ausspionieren lassen. Die Anfang August auf der Sicherheitskonferenz DEFCON 17 präsentierten Angriffsmuster zeigen auch, dass Datenschutzwerkzeuge, wie sie in immer mehr modernen Browsern stecken, kaum als Abwehrmaßnahme taugen.“ Wer jetzt wieder an meinen Thesen zur real nicht existierenden Online-Durchsuchung denkt, sollte diese Sätze des Artikels nicht überlesen: „Nutzer könnten sich zwar schützen, meint Hansen. Doch das bedinge eine Veränderung ihrer Online-Gewohnheiten. Beispielsweise müsse man sich stets genau ansehen, was die vom Browser vorgesetzten Dialogfenster bedeuten. „Was ist wichtiger, eine einfache Nutzbarkeit oder hundertprozentige Sicherheit und Privatsphäre?“

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Internet-Ausweis

Noch mal langsam zum Mitschreiben. Heise: „Das Bundesinnenministerium weiß nichts von einem Vorhaben der Bundesregierung, Netzbürger identifizieren und ihren Online-Aktivitäten besser auf die Spur kommen zu wollen.“ Der aktuelle Spiegel: „Auch ließen sich Surfprotokolle der Web-Besucher anfertigen – Gesetze sind hierfür in Arbeit.“

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Verstoß gegen das Waffengesetz: Berufung

Mein Freispruch wird zunächst nicht rechtskräftig werden, da die Staatsanwaltschaft jetzt Berufung eingelegt hat. Ich war wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das Waffengesetz vor dem Amtsgericht Tiergarten angeklagt worden. Ich hatte es irgendwie geahnt. Jetzt wird die Sache vor dem Landgericht verhandelt werden. Meinen Rechner sehe ich also auch vorerst nicht wieder. Ich nehme die Angelegenheit so persönlich, wie sie vermutlich gemeint ist. Ich muss die Prozesskosten selbst aufbringen.

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