Censoren und Geistesriesen

„Kein Kopf war vor ihm sicher. Ja, manchen Schädel hat er sogar aus Übermut heruntergeschlagen, und dann war er dabei noch so boshaft, ihn vom Boden aufzuhaben und dem Publikum zu zeigen, daß er inwendig hohl war.“

Sagt das irgendjemand über Henryk Modest Broder? Nein, das sagt Christian Johann Heinrich Heine über Gotthold Ephraim Lessing.

An die lahmarschige junge Blogger-Generation: Der Frankfurter Bundestag verbot 1835 die literarische Gruppe „Junges Deutschland„, zu der auch Heine gehörte, aus folgendem Grund: Die Mitglieder dieser Gruppe zielten darauf ab, „in belletristischen, für alle Classen von Lesern zugänglichen Schriften die christliche Religion auf die frechste Weise anzugreifen, die bestehenden socialen Verhältnisse herabzuwürdigen und alle Zucht und Sittlichkeit zu zerstören“. Nehmt Euch ein Beispiel an denen! Die Censoren von damals leben immer noch!

Heine im Wintermärchen über den Koalitionsvertrag 2009:
Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.

Heine gehört zu den Dichtern, die ich nur von unten ansehe: Sie sind Geistesriesen. Heine steht in meinem privaten atheistischen Götterpantheon, der gähnend leer ist, gleich neben Georg Christoph Lichtenberg. Nimm dies, Focus-Weimer: „Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.“