Internet-Manifest (Schwarmverhalten, update)

1. Das Internet ist anders.

Es schafft andere Öffentlichkeiten, andere Austauschverhältnisse und andere Kulturtechniken. Die Medien müssen ihre Arbeitsweise der technologischen Realität anpassen, statt sie zu ignorieren oder zu bekämpfen. Sie haben die Pflicht, auf Basis der zur Verfügung stehenden Technik den bestmöglichen Journalismus zu entwickeln – das schließt neue journalistische Produkte und Methoden mit ein.

2. Das Internet ist ein Medienimperium in der Jackentasche.

Das Web ordnet das bestehende Mediensystem neu: Es überwindet dessen bisherige Begrenzungen und Oligopole. Veröffentlichung und Verbreitung medialer Inhalte sind nicht mehr mit hohen Investitionen verbunden. Das Selbstverständnis des Journalismus wird seiner Schlüssellochfunktion beraubt – zum Glück. Es bleibt nur die journalistische Qualität, die Journalismus von bloßer Veröffentlichung unterscheidet.

3. Das Internet ist die Gesellschaft ist das Internet.

Für die Mehrheit der Menschen in der westlichen Welt gehören Angebote wie Social Networks, Wikipedia oder Youtube zum Alltag. Sie sind so selbstverständlich wie Telefon oder Fernsehen. Wenn Medienhäuser weiter existieren wollen, müssen sie die Lebenswelt der Nutzer verstehen und sich ihrer Kommunikationsformen annehmen. Dazu gehören die sozialen Grundfunktionen der Kommunikation: Zuhören und Reagieren, auch bekannt als Dialog.

4. Die Freiheit des Internet ist unantastbar.

Die offene Architektur des Internet bildet das informationstechnische Grundgesetz einer digital kommunizierenden Gesellschaft und damit des Journalismus. Sie darf nicht zum Schutz der wirtschaftlichen oder politischen Einzelinteressen verändert werden, die sich oft hinter vermeintlichen Allgemeininteressen verbergen. Internet-Zugangssperren gleich welcher Form gefährden den freien Austausch von Informationen und beschädigen das grundlegende Recht auf selbstbestimmte Informiertheit.

5. Das Internet ist der Sieg der Information.

Bisher ordneten, erzwungen durch die unzulängliche Technologie, Institutionen wie Medienhäuser, Forschungsstellen oder öffentliche Einrichtungen die Informationen der Welt. Nun richtet sich jeder Bürger seine individuellen Nachrichtenfilter ein, während Suchmaschinen Informationsmengen in nie gekanntem Umfang erschließen. Der einzelne Mensch kann sich so gut informieren wie nie zuvor.

6. Das Internet verändert verbessert den Journalismus.

Durch das Internet kann der Journalismus seine gesellschaftsbildenden Aufgaben auf neue Weise wahrnehmen. Dazu gehört die Darstellung der Information als sich ständig verändernder fortlaufender Prozess; der Verlust der Unveränderlichkeit des Gedruckten ist ein Gewinn. Wer in dieser neuen Informationswelt bestehen will, braucht neuen Idealismus, neue journalistische Ideen und Freude am Ausschöpfen der neuen Möglichkeiten.

7. Das Netz verlangt Vernetzung.

Links sind Verbindungen. Wir kennen uns durch Links. Wer sie nicht nutzt, schließt sich aus dem gesellschaftlichen Diskurs aus. Das gilt auch für die Online-Auftritte klassischer Medienhäuser.

8. Links lohnen, Zitate zieren.

Suchmaschinen und Aggregatoren fördern den Qualitätsjournalismus: Sie erhöhen langfristig die Auffindbarkeit von herausragenden Inhalten und sind so integraler Teil der neuen, vernetzten Öffentlichkeit. Referenzen durch Verlinkungen und Zitate – auch und gerade ohne Absprache oder gar Entlohnung des Urhebers – ermöglichen überhaupt erst die Kultur des vernetzten Gesellschaftsdiskurses und sind unbedingt schützenswert.

9. Das Internet ist der neue Ort für den politischen Diskurs.

Demokratie lebt von Beteiligung und Informationsfreiheit. Die Überführung der politischen Diskussion von den traditionellen Medien ins Internet und die Erweiterung dieser Diskussion um die aktive Beteiligung der Öffentlichkeit ist eine neue Aufgabe des Journalismus.

10. Die neue Pressefreiheit heißt Meinungsfreiheit.

Artikel 5 des Grundgesetzes konstituiert kein Schutzrecht für Berufsstände oder technisch tradierte Geschäftsmodelle. Das Internet hebt die technologischen Grenzen zwischen Amateur und Profi auf. Deshalb muss das Privileg der Pressefreiheit für jeden gelten, der zur Erfüllung der journalistischen Aufgaben beitragen kann. Qualitativ zu unterscheiden ist nicht zwischen bezahltem und unbezahltem, sondern zwischen gutem und schlechtem Journalismus.

11. Mehr ist mehr – es gibt kein Zuviel an Information.

Es waren einst Institutionen wie die Kirche, die der Macht den Vorrang vor individueller Informiertheit gaben und bei der Erfindung des Buchdrucks vor einer Flut unüberprüfter Information warnten. Auf der anderen Seite standen Pamphletisten, Enzyklopädisten und Journalisten, die bewiesen, dass mehr Informationen zu mehr Freiheit führen – sowohl für den Einzelnen wie auch für die Gesellschaft. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

12. Tradition ist kein Geschäftsmodell.

Mit journalistischen Inhalten lässt sich im Internet Geld verdienen. Dafür gibt es bereits heute viele Beispiele. Das wettbewerbsintensive Internet erfordert aber die Anpassung der Geschäftsmodelle an die Strukturen des Netzes. Niemand sollte versuchen, sich dieser notwendigen Anpassung durch eine Politik des Bestandsschutzes zu entziehen. Journalismus braucht einen offenen Wettstreit um die besten Lösungen der Refinanzierung im Netz und den Mut, in ihre vielfältige Umsetzung zu investieren

13. Im Internet wird das Urheberrecht zur Bürgerpflicht.

Das Urheberrecht ist ein zentraler Eckpfeiler der Informationsordnung im Internet. Das Recht der Urheber, über Art und Umfang der Verbreitung ihrer Inhalte zu entscheiden, gilt auch im Netz. Dabei darf das Urheberrecht aber nicht als Hebel missbraucht werden, überholte Distributionsmechanismen abzusichern und sich neuen Vertriebs- und Lizenzmodellen zu verschließen. Eigentum verpflichtet.

14. Das Internet kennt viele Währungen.

Werbefinanzierte journalistische Online-Angebote tauschen Inhalte gegen Aufmerksamkeit für Werbebotschaften. Die Zeit eines Lesers, Zuschauers oder Zuhörers hat einen Wert. Dieser Zusammenhang gehört seit jeher zu den grundlegenden Finanzierungsprinzipien für Journalismus. Andere journalistisch vertretbare Formen der Refinanzierung wollen entdeckt und erprobt werden.

15. Was im Netz ist, bleibt im Netz.

Das Internet hebt den Journalismus auf eine qualitativ neue Ebene. Online müssen Texte, Töne und Bilder nicht mehr flüchtig sein. Sie bleiben abrufbar und werden so zu einem Archiv der Zeitgeschichte. Journalismus muss die Entwicklungen der Information, ihrer Interpretation und den Irrtum mitberücksichtigen, also Fehler zugeben und transparent korrigieren.

16. Qualität bleibt die wichtigste Qualität.

Das Internet entlarvt gleichförmige Massenware. Ein Publikum gewinnt auf Dauer nur, wer herausragend, glaubwürdig und besonders ist. Die Ansprüche der Nutzer sind gestiegen. Der Journalismus muss sie erfüllen und seinen oft formulierten Grundsätzen treu bleiben.

17. Alle für alle.

Das Web stellt eine den Massenmedien des 20. Jahrhunderts überlegene Infrastruktur für den gesellschaftlichen Austausch dar: Die “Generation Wikipedia” weiß im Zweifel die Glaubwürdigkeit einer Quelle abzuschätzen, Nachrichten bis zu ihrem Ursprung zu verfolgen und zu recherchieren, zu überprüfen und zu gewichten – für sich oder in der Gruppe. Journalisten mit Standesdünkel und ohne den Willen, diese Fähigkeiten zu respektieren, werden von diesen Nutzern nicht ernst genommen. Zu Recht. Das Internet macht es möglich, direkt mit den Menschen zu kommunizieren, die man einst Leser, Zuhörer oder Zuschauer nannte – und ihr Wissen zu nutzen. Nicht der besserwissende, sondern der kommunizierende und hinterfragende Journalist ist gefragt.

Internet, 07.09.2009

www.internet-manifest.de, unterzeichnet von den üblichen Verdächtigen

Es gäbe einiges anzumerken, zum Beispiel dass es „das Web“ nicht gibt, sondern dass WWW eine Art und Weise meint an Daten zu gelangen („ein über das Internet abrufbares Hypertext-System“). Das „Web“ ist mitnichten ein Synonym für Internet. Das Manifest soll ja auch für das Usenet und IRC gelten. (Erbsenzählmodus off)




Schwarmverhalten

SpOn über Schwarmverhalten: „Sobald fünf Prozent der Tiere in einer Herde ein bestimmtes Verhalten an den Tag legen, imitiert die Mehrheit der übrigen dieses.“ Diese evolutionäre Prinzip erklärt auch die Medienberichterstattung über die Online-Durchsuchung und andere urbane Märchen.




Rory Gallagher – Moonchild

Die Musik zum Sonntag vom besten Gitarristen aller Zeiten neben Jimmi Hendrix. Ja, ich hatte das Glück, den Gott der Gitarren einmal live zu sehen und zu erleben, irgendwann in den 70ern, als es noch gute Musik gab. Ich hatte sogar alle Schallplatten von ihm. „Eine Schallplatte ist eine meist kreisrunde, schwarze Scheibe, die als analoger Datenspeicher für Schallsignale dient.“




Ursula von der Leyen Plakat-Remix-Wettbewerb




US-Airforce befiehlt Luftangriff auf Japan

Die US-Airforce hat einen Luftangriff auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki begonnen. Das sei notwendig, so betonte ein Sprecher, um einem Harakiri-Angriff (aka „Selbstmordattentat“) zuvorzukommen.




Trojaner-Sensor

Einen lustigen Hoax bzw. eine Falschmeldung verbreitet Spiegel Online: Aus einem „internen Bericht des Landesverfassungsschutzes“ Baden.Württemberg gehe hervor, dass dort ein „Trojaner-Sensor“ installiert werden soll. „Die Software soll Attacken fremdgesteuerter Spitzelprogramme auf den Behördenrechnern entdecken und abwehren.“

An dem kleinen Text des größten Offline-Nachrichtenmagains Deutschland ist außer dem Datum, wenn man es genau nimmt, alles falsch bzw. grober Unfug. Die Schlapphüte nutzen also Windows (Trojaner for Apple-Computer oder Linux? Das möchte ich sehen…). Und weil die Anwender keine Ahnung haben, muss noch gesondert Software eingekauft werden, damit man das Geld so richtig zum Schornstein hinauspusten kann.

Aber das ist ncht alles. „Die deutschen Verwaltungen kämpfen bereits seit Jahren gegen elektronische Spionageangriffe, häufig aus Fernost.“ Jetzt verhalten wir uns so, wie sich ein Journalist verhalten würde. Ist diese Meldung wahr: Gibt es mehrere unabhängige Quellen? ich darf auf zwei Artikell hinweisen., spiggel.de vom 26.08.2007: „Die China-Hacker kommen nicht“ sowie spiggel.de vom 04.09.2007: „Chinesen greifen das Pentagon an!“. Spiegel Online hatte am 26.08.2007 gemeldet: „Der SPIEGEL berichtet in seiner neuen Ausgabe, dass zahlreiche Computer der Bundesregierung mit Spionageprogrammen aus China infiziert sind. Eine Überprüfung, die der Verfassungsschutz und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik vorgenommen haben, kam zu diesem Ergebnis.“ Ich soltte es einfach hier noch einmal posten, weil es so schön ist:

„Jeder, der sich auch nur annähernd mit Computern auskennt, sollte jetzt eigentlich in brüllendes Gelächter ausbrechen. So einen Bären will man uns aufbinden? „Er tarnte sich als Word-Datei oder als Powerpoint-Vortrag“? Wofür soll denn das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gut sein? Man öffnet auf Windows-Rechnern E-Mails aus Südkorea oder China, mit unbekannten (?) Absendern und – man höre und staune – mit Word-Attachments? Sind die denn total bekloppt? Und so etwas lässt die EVD-Abteilung unnnötig geschehen? Und was soll eine „Umleitung“ sein – können die jetzt sogar IP-Adressen zuordnen? Wer hätte das gedacht!

Das schreibt das BSI über G 5.43 Makro-Viren: „Mit dem Austausch von Dateien (z. B. per Datenträger oder E-Mail) besteht die Gefahr, dass neben der eigentlichen Datei (Textdatei, Tabelle etc.) weitere, mit dem Dokument verbundene Makros bzw. eingebettete Editorkommandos übersandt werden. Diese Makros laufen erst mit dem jeweiligen Anwendungsprogramm (Winword, Excel etc.) bei der Bearbeitung des Dokuments ab, indem der Benutzer das Makro aktiviert bzw. das Makro automatisch gestartet wird. Wird ein Dokument über einen WWW-Browser empfangen, der das Dokument automatisch öffnet, kann hierdurch ein (Auto-) Makro aktiviert werden.“

Klicken, klicken, klicken, und nicht an die Sicherheit denken? Oder gar Powerpoint? Ceterum censeo: Ich glaube keine Wort. Der Spiegel verletzt zudem alle Grundsätze des journalistischen Handwerks, indem er keine, in Worten: keine zwei oder drei unabhängigen Quellen befragt hat, sondern sich ausschließlich auf die Propaganda der Dauerskandalbehörde Verfassungsschutz verlässt. Der baden-württembergische VS-Chef Johannes Schmalzl darf sich dafür in einem Interview weitschweifig verbreiten. Hackerin Bei Heise steht die Mellung auch. Quelle: „der Verfassungsschutz in einem vertraulichen Bericht .“ Weitere Risiko-Faktoren sieht der Verfassungsschutz in der Zunahme der Internet-Telefonie und der Beschäftigung von Praktikanten.“ Bruhaha.

Diese Räuberpistole wurde schon im Februar diesen Jahres in die Welt gesetzt – auch von Heise: „Verfassungsschutz: Spionage aus dem Reich der Mitte bedroht deutschen Mittelstand“. „Dies berichtet die Financial Times Deutschland (FTD) in ihrer heutigen Ausgabe. „In letzter Zeit haben wir verstärkt chinesische Hackerangriffe festgestellt“, zitiert das Blatt den Vizepräsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans Elmar Remberg. „Hacker in China sind sehr gut ausgebildet. Sie verfügen über gute mathematische und kryptografische Kenntnisse.“

Sehr hübsch ist radio-utopie.de zum Thema: Mir scheint, dass der Spiegel schlicht auf eine PR-Offensive der Result-Group hereingefallen ist:

„Der Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans Elmar Remberg, bestätigt, dass es einen Anstieg von Wirtschaftsspionage vor allem aus China und Russland gibt. Bereits vor 20 Jahren stellte China mit dem Programm 863 (Ji Hua) die Weichen um die internationale Wettbewerbsfähigkeit in Forschung und Entwicklung von Hochtechnologie zu fördern. Teil des Programms ist die Verpflichtung chinesischer Studenten, die ins Ausland gelassen werden, sich nach ihrer Rückkehr bei der Partei zu revanchieren. Die aktuelle Studie der Result Group zum Thema Informationsabfluss belegt, dass dieses Programm noch heute aktuell ist und in der jüngeren Vergangenheit mehrfach chinesische Studenten, Diplomanden und Praktikanten im Verdacht standen, deutsches Know-how auszuspionieren. Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes hat sich China zudem auf den Einsatz von Hackern spezialisiert.“

Man braucht nur auf der Website der Result Group GmbH nachzusehen [Die Links funktionieren nicht mehr, die Sätze wurden gelöscht – warum wohl?): „Unser Erfolg basiert auf einem Netzwerk hoch qualifizierter Spezialisten: Ehemalige Kriminalisten und Sicherheitsbeamte mit weitreichendem Erfahrungspotenzial aus den Spezialeinheiten des Bundes (GSG 9, KSK) und der Länder Spezialeinsatzkommandos (SEK), Mobile Einsatzkommandos (MEK), von BKA, LKA, sowie Verfassungsschutz und BND .“ Auch bei den Kooperationspartnern ist man nicht mehr überrascht – u.a. der Verband für Sicherheit in der Wirtschaft Baden Würtemberg.

Die Result Group schreibt in einer Pressemitteilung vom 04.07 über Afghanistan (!): „Wirksamer Schutz gegen Entführungen im In- und Ausland bietet nur ein professionelles Risiko- und Krisenmanagement. (…) Wirksamer Schutz gegen Entführungen im In- und Ausland bietet nur ein professionelles Risiko- und Krisenmanagement. (…) Besonders kleine- und mittelgroße Firmen sind auf diese Art der Risiken nicht vorbereitet. Das Know-how zum Schutz von Personal und Einrichtungen im gefährdeten Ausland ist meist nicht vorhanden. Diese Lücken schließen dann Beratungsunternehmen wie die Result Group, die seit Jahren erfolgreich nationale und internationale Unternehmen berät. „Man beachte auch einen online [nicxht mehr] verfügbaren Vortrag der Result Group (28.02.2007): „Vortrag beim Verband der bayerischen Wirtschaft –Hackerin Informationsschutz auf Auslandsreisen (Schwerpunkt China)“.

In einer Studie der Result Group („Wirtschaftskriminalität durch Informationsabflüsse“) finden sich die vorformulierten Zitate, die die Verfassungsschützer von sich geben, fast wortwörtlich wieder: „Ein ebenfalls unterschätztes Risiko stellen Diplomanden, Praktikanten und Leiharbeiter dar. Der Chef eines mittel ständischen Maschinenbau- Unternehmens berichtet: ‚Mir war gar nicht bewußt, dass aus der Beschäftigung des Praktikanten eine Gefahr für mein Unternehmen entstehen könnte.“Jetzt wissen wir auch, warum der Verfassungsschutz Praktikanten als Sicherheitsrisikio einstuft.

Noch Fragen? Die Schleichwerbung eines Unternehmens als Titelstory des Spiegel – das hat was.“

Ja, das hat soviel, dass man den gleichen Quatsch zwei Jahre später wieder in die Welt setzt. Merkt eh keiner.




Wahl-O-Mat

Die Linke werde ich trotzdem nicht wählen…und die Grünen auch nicht und die MLPD schon gar nicht




COW – The film that will stop you txting and driving

Deutsche paternalistische Journaille at its best. Spiegel online: „Anmerkung der Redaktion: Wir zeigen Ihnen das Video an dieser Stelle nicht, da es verstörende Szenen enthält. Eine Zusammenfassung der Handlung sehen Sie in der Fotostrecke oben. Wenn Sie sich den Clip anschauen wollen, finden Sie ihn auf der zweiten Seite dieses Artikels. Die drastische Darstellung des Unfalls ist schockierend.“

Wir zeigen es nicht hier, sondern woanders. Damit Sie sich zunächst zum stillen Gebet zurückziehen oder den Jugendschutzwart Ihres Vertrauens anrufen können. By the way: Wer hätte das gedacht? Ein Film, der zur Abschreckung gedacht ist, wirkt schockierend. Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen.

Die englische Polizei hat das Video drehen lassen. Deutsche sind zu zartfühlend, um so etwas ohne zahllose Warnungen ansehen zu können. Das hat man schon im zweiten Weltkrieg gemerkt. Deshalb: Deutsche Journalisten, insbesondere die von Spiegel Online, sind hartgesotten, charakterlich gefestigt und haben zur Not einen Redaktionspfaffen als psychologischen Betreuer zur Hand. Die dürfen solche Videos sehen. Wir aber nicht. Wir sind nur die Leser, minderes Volk, sittllich gefährdet.

Bitte hier nicht drauf klicken! Das Polizeivideo könnte sie verstören wie ein Freddy-Krüger-Film! Jugendliche bitte fernhalten oder eine Internet-Schutzbrille aufsetzen! Und nur ganz vorsichtig ansehen und ein paar Pausen einlegen (zwischendurch, weil Spiegel Online vor seinen Filmchen immer Werbung zeigt. Man kann nie wissen, ob nicht das Logo des ADAC auftaucht).




Technisches Problem [Update]

Die Permalinks des Blogs sind irgendwie zerhauen. I am working on it.

Update: Hier ist die Lösung.




Konquistadoren wiedergefunden

Jetzt habe ich den Umzug innerhalb meiner Wohnung so gut wie abgeschlossen, mal abgesehen davon, dass die Rechner immer noch in meinem früheren Arbeitsraum stehen, weil ich noch keinen blassen Schimmer habe, wie ich das Telefonkabel durch die Wand nach drüben gezogen bekomme.

Beim Ausräumen meines Tresors fielen mir drei Disketten (ja, diese viereckigen Dinger von gaaaanz früher!) in die Finger. Und siehe, ich hatte das lange vergeblich gesuchte Backup meines historischen Romans „Die Konquistadoren“ in den Fingern.

Ich hatte schon vor ein paar Jahren die Rechte am Werk zurückbekommen. Das Buch scheint noch immer begehrt zu sein, weil es kaum antiquarische Ausgaben gibt. Vielleicht setze ich mich in einer stillen Stunde hin und bereite die gut 500 Seiten als pdf auf (Original: Word, September 1998). Aber wer liest ein 500 Seiten langes pdf auf dem Monitor oder druckt es gar aus? Oder sollte ich mich mit E-Books beschäftigen?




Good news: Kinderporno-Bekämpfer tritt zurück

Vogt

Heise berichtet: „Oberstaatsanwalt Peter Vogt aus Halle gilt als Vorreiter im strafrechtlichen Kampf gegen Kinderpornographie im Internet. Am gestrigen Mittwoch nun hat der prominente Ermittler das Handtuch geworfen. Er bat den Generalstaatsanwalt um seine Entbindung von der Funktion als Leiter der Zentralstelle im Kampf gegen Kinderpornografie in Sachsen-Anhalt zum 1. Januar 2010. (…) Der streitbare Staatsanwalt gilt als international anerkannter Experte auf dem Gebiet Kinderpornographie. Er leitete beispielsweise die Operation ‚Marcy‘, bei der im September 2003 angeblich rund 26.500 tatverdächtige Internet-Nutzer in 166 Ländern aufgespürt worden waren.“

Er gilt also als „Experte“. Wer ist Peter Vogt? Ich habe in meinem Artikel „Operation Heiße Luft“ für Telepolis geschrieben: „Auch die reißerischen Überschriften haben sich allesamt als falsch erwiesen. Vom „größtem Skandal“ kann man ohnehin schon deshalb nicht sprechen, weil bei der Operation Marcy im Jahr 2003 sogar von 23.000 Verdächtigen die Rede war. Auch hier spielen einige Medien bei der Berichterstattung eine fragwürdige Rolle, da – laut der Zeitschrift Gigi – einige der sichergestellten und im Fernsehen gezeigten „Tatmittel“ in Bibliotheken öffentlich zugängliche und legale Bücher waren.“ Heise schreibt: „Der überzeugte Verfechter von Internet-Sperren machte darüber hinaus mit zweifelhaften Ermittlungsmethoden auf sich aufmerksam“. Er machte also mit rechtswidrigen und zweifelhaften Ermittlungsmethoden auf sich aufmerksam und wird deshalb in den Medien als Experte bezeichnet.

„So habe er Strafverfahren einstellen müssen, weil die Beweismittel wegen Personalmangels bei der Polizei nicht fristgerecht ausgewertet werden konnten.“ Ja, weil die Beweismittel vermutlich gar keine waren, sondern man erst einmal sämtlich Rechner, derer man habhaft werden konnte, beschlagnahmt hat. (ja, ich bin befangen). Wäre doch blöd, wenn die Polizei zeitnah nach den Beschlagnahmungen die Rechner wieder zurückgeben müsste, weil sich der Verdacht als haltlos erwiesen hat – wie bei den meisten Fällen der so genannten „Operation Himmel“.

Das Seeblog: „Vogt wies nämlich darauf hin, dass sich Internetnutzer bei Kinderpornografie sehr schnell strafbar machten. Vogt: ‚Schon wenn zielgerichtet mit bestimmten Begriffen nach Kinderpornografie gesucht werde, macht man sich strafbar.’” Das ist juristisch ohnehin totaler Blödsinn und wenn es ein Oberstaatsanwalt sagt, der es wissen müsste, Volksverdummung und bewusste Irreführung (vgl. auch den Screenshot: Dass es KiPo in Second Life – nach US-amerikanischem Recht – gegeben habe, ist glatt gelogen.).

MOGIS: „Im selben Artikel kommt noch der Hallenser Oberstaatsanwalt Peter Vogt zu Wort: „“Das Datenvolumen, um das es bei den Kinderpornos im Internet geht, ist enorm: Allein in Sachsen-Anhalt warten 41 Terabyte mit 364.000.000 Bildern auf eine Auswertung.“ Eigentlich ist es überhaupt eine Frechheit, dass diese Leute mit Ihrer Armut Presse machen können. Dass die überhaupt soviele unausgewertete Rechner mit Daten da stehen haben. Die stehen dort teilweise über 2 Jahre! Und naja was sind 41 Terabyte heute? So circa 80 Rechner, oder? Sie wissen gar nicht, was da d’rauf ist. Sie vermuten nur!“

Man muss sich nur das kritiklose Gefasel der Mainstream-Medien zu Gemüte führen: Hamburger Abendblatt: „Kinderpornografie-Ermittler gibt entnervt auf“. Frankfurter Rundschau: „Kämpfer gegen Kinderpornos gibt auf“. Die angeblich seriösen Medien üben sich in suggestiver Moraltheologie, während die Blogosphäre oft kritisch und journalistisch die Fakten untersucht. Der Staatsanwalt, der jetzt zurückgetrten ist, ist weder ein Experte noch sind seine dubiosen Ansichten und Methoden geeignet, um irgendetwas gegen Kinderpornografie zu bewirken. Gut, dass er endlich weg ist.




Männersache: Lieber Pelz als nackt und der Hang zum Schwachsinn

Megan Fox

Sex sells und ist gut für die Klickraten. Und ein bisschen Schwachsinn unter den Bildchen schadet nicht, weil man eben die Bildchen anguckt und mitnichten die „Inhalte“ liest. Da wir – mal ganz anthropoligisch-noraltheologisch gesprochen – im 21. Jahrhundert die 68er ganz vergessen haben und wieder in der verlogenen Prüderie der 50er angekommen sind, kombiniert mit der gewohnten Feigheit der deutschen Journaille, nur ja im Mainstream nicht aufzufallen oder gar einen Jugendschutzwart aus einem intellektuellen Dämmerschlaf aufzuwecken, gibt es in Halb-Offline-Magazinen wie Spiegel Online keine nackten Brüste zu sehen. Wo kämen wir denn da hin. Was sollen die Werbekunden sagen.

Ganz besonders erbärmlich wird es dann, wenn statt der Titten, die den gewöhnlichen lechzenden Hetero-Leser anlocken sollen, Bildchen von schönen bekleideten Frauen gezeigt werden in der Hoffnung, das würde dennoch zum Klicken Klicken Klicken und nur nicht an das Eine denken verführen, wenn man nur irgendeinen Unfug drumherumstammelt. Gleich zwei Beispiele, die ich gestern dozierendeweise auszubildenden Journalisten als Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, vorgeführt habe.

Unter den scheinheiligen Überschrift „Megan Fox und ihr Hang zur Dominanz“ bietet Spiegel Online einen schlampig aufbereitenen Artikel über die schnuckelige Megan Fox an. (Ja, ich mache es wie Spiegel Online – ich verlinke nur auf mich selbst, ganz im Sinne des Luhmannschen selbstreferenziellen Systems, welchselbiges Spiegel-Redakteure immer noch mit Online-Journalismus verwechseln). „Megan Fox ist kein Fan von inhaltslosen Worten, sondern bevorzugt gern Klartext: In einem Interview mit „Cosmopolitan“ sagte die „Transformers„-Aktrice [Die Links stammen natürlichausnahmslos von mir! Und „Actice“ bedeutet: Schauspielerin.] daher auch ohne Umschweife, wer in ihren Beziehungen die Hosen anhabe, wie die Zeitung „The Sun“ berichtete“, heißt es da ganz investigativ.

Wenn Wolf Schneider das läse, wendete er sich mit Grausen ab. Wer hat hier vom wem abgeschrieben? Die „Sun“ von der „Cosmopolitan“ und „Spiegel Online“ wiederum von der „Sun“. weil man zu blöd war, die Website der „Cosmopolitan“ zu finden? Das kommt davon, wenn ein „Online“-Magazin keine Links zu den Quellen setzt. Hier also das Original mit der viel prägnanteren Überschrift: „Der Teufel in Megan Fox“. Fox sieht nicht nur verdammt gut aus, sie ist auch clever: „But as we begin to bust Megan on the ridiculousness of her statement, she interrupts us with a laugh.“ Alles nur PR und erstunken und erlogen und gute PR für sich selbst.

„Ihr ideales Date wäre ein Dreier mit Andy Samberg und Jonah Hill, gab Fox noch zu Protokoll.“ Oh mein Gott, Spiegel Online – wie faul und abgestumpft seid ihr eigentlich? Mit wem will Megan Fox angeblich gern einen flotten Dreier im Bett hinlegen? Das interessiert mich brennend und ich kenne die Herren nicht! Könnt Ihr nicht mal einen einzigen Link auf ein Bildchen setzen, verdammt noch mal?

By the way, deutsche Journaille, lest mal die Mutter aller Investigativ-Zeitungen, die Sun: Nicht nur die heißesten Fotos der Fox, sondern auch Sätze wie: „The brutally honest star is convinced she’s mentally ill, but is still awaiting the diagnosis of her condition.“ Das finde ich interessant. Ach so, man müsste dazu recherchieren? Entschuldigung, damit wollte ich niemanden behelligen. Aber schon, dass wir darüber geredet haben.

Naomi

Naomi bei Spiegel Offline können wir kurz machen, nur als Service für die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser. „15 Jahre nach ihrer Anti-Pelz-Kampagne für die Tierschutzorganisation Peta räkelt sich das 39-jährige Supermodel für die Kampagne eines New Yorker Designers und Luxus-Pelzhändlers im Tierfell, wie die „Daily Mail“ berichtet.“ Link zur Naomis Website? Fehlanzeige? Link zu Peta? Fehlanzeige. Welcher New Yorker Designer? Wollt ihr mich dumm sterben klassen? Und ihr habt das von der „Daily Mail“ ohne schöpferische Eigenhöhe abgeschrieben und seid zu feige, das Original zu verlinken – die Leser könnnten das womöglich merken? Wisst ihr was, Spiegel-Offline-Redakteur für die Rubrik Trash, die sich bei euch als „Wissen“ kostümiert: Lasst das mit dem Internet einfach. Beschränkt Euch auf das gute alte Papier. Ihr kapiert es einfach nicht. Geht sterben, Holzmedien!




WLAN in Summer

Ich sitze hier in Berlin-Mitte in einen Café, weil ich die Hausnummer eines Gebäudes suchte, die ich vergessen hatte. Schön, dass es in manchen Cafés gratis WLAN gibt. Neben mir sitzt eine wunderschöne Frau und surft auch, sie guckt aber nicht rüber.

Übrigens denke ich gerade an Schäuble. Wie will der meinen Rechner gerade finden und „online-durchsuchen“? Und was wäre, wenn ich nicht ein friedlicher Bürger, sondern ein gar pöhser Islamist wäre? Also dann: Freies WLAN in allen Cafés melden, durchführen und verbieten!