Journalistenlobbykrähen oder: Atomlobby plante Wahlkampf minutiös [2. Update]

Vor ein paar Tagen hatte ich versehentlich Spiegel „online“ gelobt: „‚So schätzt die Atom-Lobby Deutschlands Energie-Journalisten ein‘. Inklusive einer Namensliste.“ Was lesen wir heute? „Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Textes wurden die Namen der Journalisten veröffentlicht. Aufgrund von Bedenken einiger Betroffener wurde diese Übersicht entfernt. “

Ach ja? Die Zahnpasta wieder in die Tube zurückdrücken? Es geht hier doch nicht um eine Tatsachenbehauptung über die Journalisten, sondern darum, was die Atomenergie-Lobby über sie denkt – das muss nicht stimmen. Selbst dagegen gebt es also „Bedenken“. Erbärmliche Feiglinge – so etwas nennt ihr also „Journalismus“.

Wenn ich also zukünftig „Bedenken“ habe, dann schicke ich eine selbstredend unverschlüsselte E-Mail an Spiegel „online“ und äußere die – und dann wird alles das, wogegen ich Bedenken habe, entfernt? Das sind ja schöne Aussichten. Oder hat jetzt nur das Motto gesiegt: Eine Journalistenlobbykrähe hackt der anderen kein Auge aus?

Greenpeace hat das Original (pdf) publiziert, die Namen auch geschwärzt. Aber die findet man auf zahlreichen Websites.

Mein Selbstverständnis als Journalist war es immer, aufdecken, nicht zudecken oder verschweigen („auf einer islamistischen Website“, aber wir sagen nicht, um welche es sich handelt) zu wollen. Damit bin ich aber offenbar zu einer Minderheit geworden.