Ein Haufen Irrer (soundsovieltes Update) oder: Wolfenstein mit Layenfilter

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Über das haufenweise Auftreten von politisch und anderweitig Irrer hatte ich mich hier schon ausgelassem. Man muss nur wahllos die Tagesmeldungen durchgehen, um das Gefühl vermittelt zu bekommen, die meisten Leute, die das Maul zu den Themen Computer und Internet aufmachen, hätten nicht mehr alle Latten am Zaun und lebten weltanschaulich auf einem anderen Planeten.

„Kinderschutz-Software von McAfee“ heißt es bei Heise. „Eltern können mit Family Protection die Online-Aktivitäten ihrer Kinder anhand von Protokollen der besuchten Webseiten und Chat-Mitschnitten überwachen. Der Webfilter kennt 35 Kategorien wie Pornografie oder Gewalt. Bestimmte Programme, etwa Spiele oder Filesharing-Clients, lassen sich ebenfalls sperren. Verbieten die Eltern Dienste wie E-Mail oder Chat, werden auch Websites gesperrt, die diese anbieten. Darüber hinaus lässt sich der E-Mail-Versand auf bekannte Adressen beschränken. Die Eltern werden per Mail gewarnt, wenn ihre Kinder persönliche Daten in Sozialen Netzen bekannt geben, und können sich ein Protokoll der dorthin übertragenen Daten erstellen lassen.“

Training für den Überwachungsstaat – dass die lieben Kleinen sich schon mal daran gewöhnen. Und die Eltern auch. Online-Durchsuchung? Ja, bitte, das mache ich bei meinen Kindern auch täglich. Nur dass die Kommentare des Publikums bei Heise anders sind: „Welche Kinder sind so doof um das nicht zu umgehen?“ Oder: „Also wenn ich mal ein Kind habe und es ist mit 10 Jahren nicht in der Lage eine Pups Software von McAfee zu umgehen, dann habe ich in der Erziehung was falsch gemacht!“ Unterschreibe ich sofort.

Gleich nebenan fiel mir ein besonders Irrer auf (Die Meldung ist schon älter): „Armin Laschet (CDU), Jugendminister in Nordrhein-Westfalen, sieht das Web als einen Hort von „unzähligen, manchmal unüberschaubaren Informationen“. (…) Nun müssten die Anbieter dazu verpflichtet werden, ihre Angebote einzuschätzen oder von einer unabhängigen Stelle einschätzen zu lassen.“ Am besten vom Jugendschutz – und Internet-Blockwart ihres Vertrauens.

Vorgestern diese Meldung: „Activision Blizzard ruft Wolfenstein zurück“: „Grund für die Rückrufaktion ist womöglich ein kleines Hakenkreuz, das auf einem Plakat im Krankenhaus-Level des Spiels zu sehen ist und im Unterschied zu anderen Hakenkreuzen, SS-Runen und Hitler-Motiven, die in der internationalen Version sichtbar sind, irrtümlich nicht für den deutschen Markt entfernt wurde.“

Jetzt mal langsam zum Mitlesen: „Wolfenstein ist ein Ego-Shooter, in dem der Spieler die Rolle eines US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg übernimmt und in der fiktiven deutschen Stadt Isenstadt gegen okkulte Nazi-Zombies kämpfen muss.“ Ja, wenn man gegen die Nazis kämpft, dürfen dabei keine Hakenkreuze zu sehen sein?! Ich sag’s ja: Ein Haufen Irrer.

Ich würde natürlich nur die unzensierte Version spielen wollen. „Oha, ich hab meins in Uk bestellt! Hoffe doch ich bekomms diesmal auch durch. Bisher hab ich jedes Uncut Game, auch aus dem Europäischen Ausland, bekommen“, schreibt jemand bei schnittberichte com.

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Ich warte darauf, dass ein Politiker auf die Idee kommt, auch Google Earth verbieten oder mit einem virtuellen Warnschild oder mit einem Layenfilter versehen zu lassen (vgl. Screenshot). Auf den „cool places“ kann man Hakenkreuze sehen, und davon werden Kinder bekanntlich zu Nazis.