Pellworm: It’s only Rock’n Roll

Pellworm

Gestern waren wir mit einem kleinen Tuckerboot auf der Hallig Oland, deren Existenz mir vorher noch nicht bekannt war. Die Insel ist mit einer putzigen Selfmade-Eisenbahn mit dem Festland und mit der Hallig Langeness (vgl. Skyline großes Foto) verbunden. Die Lok konnte und kann vermutlich immer noch mit einem Segel betrieben werden, fährt aber normalerweise mit Benzin (im Notfall Handbetrieb wie eine Draisine). Die Hallig hat nur wenige Einwohner und nur drei Websites – diese, diese und diese, die alle in mein Blog passen. Eine Kneipe (sehr schnuckelige Aushilfskellnerin), eine Kirche (etwas kleiner als meine Wohnung in Berlin) mit einem uralten pseudo-heidnischen Grabstein (Swastika?), einem halben Dutzend superidyllischer Häuser (Wappen mit friesischem Wahlspruch, aber auf niederdeutsch: „Lieber tot als Sklave“), die sich um den Süßwasserteich gruppieren, und den einzigen mit Reet gedeckten Leuchtturm Europas, der aber nicht höher ist als ein einstöckiges Wohnhaus.

Auf dem Friedhof heißen fast alle Petersen. Der Grabstein des Helmut Andreas Petersen überraschte mich. Er wurde nur 36 Jahre alt. Auf der Rückseite steht eingemeißelt: „It’s only Rock’n Roll“. So etwas auf einem Hallig-Friedhof? Ich wurde neugierig und fragte am Abend, als wir – wieder in Pellworm – bei einigen Bierchen versackten, woran dieser Petersen gestorben sei? Da hier jeder jeden kennt, hatte der Wirt sofort eine Antwort parat: Petersen, selbstredend Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Oland, Vater mehrerer Kinder, sei an einer Alkoholvergiftung gestorben (also kein Trinker, sondern ein Unglücksfall) und dafür bekannt gewesen, dass er gern Rockkonzernte besucht habe. Requiescat in pace.

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