Berlin-Wilmersdorf bewirbt sich als Endlagerstandort

Neue Probebohrungen geplant

Berlin-Wilmersdorf bewirbt sich als Endlagerstandort – Gesellschaft zur Förderung von Akzeptanzproblemen zeigt sich zuversichtlich

Am letzten Oktoberwochenende veranstaltet die „Münchhausen-Gesellschaft zur Förderung von Akzeptanzproblemen“ erneut eine groß angelegte Probebohrung. Diesmal hat der Salzstock Berlin-Wilmersdorf das Rennen um die alternative Standortsuche gewonnen.

Zeitlich begleitet wird die rein wissenschaftlich angelegte Aktion vom Endlagersymposion des Bundesumweltministerium im Logenhaus. Während die Umweltabteilung der Bundesregierung auf den theoretischen Teil setzt, wird die „Münchhausen-Gesellschaft zur Förderung von Akzeptanzproblemen“ einmal mehr praktisch Hand anlegen, und mithilfe eines Bohrturmes den Berliner Teil des Zwillingssalzstockes Sperenberg-Wilmersdorf auf seine Tauglichkeit für ein atomares Endlager untersuchen.

Das 10-jährige Moratorium (die Denkpause/der Baustopp) in Gorleben, das 2000 wegen geologischer, juristischer und politischer Zweifel in Kraft getreten war, wurde bisher nicht genutzt. Daher hat es sich die „Münchhausen-Gesellschaft zur Förderung von Akzeptanzproblemen“ nun zur Aufgabe gemacht, das Dilemma der nicht gelösten Atommüll-Entsorgung in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Chancen, dass hierbei die vermuteten Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung nicht lange auf sich warten lassen, schätzt die Gesellschaft erfreulich hoch ein und blickt daher zuversichtlich dem Termin am 30. Oktober entgegen.

Wie schon die Probebohrungen in Hamburg-Altona im August diesen Jahres belegen, steht der prompten Einlagerung von Atommüllfässern noch während der Erkundungsphase nichts im Wege. Hierzu werden noch Spediteure mit Sackkarren gesucht, die fleißig – an dem Tag sogar kostenlos – „Atommüllfässer“ anliefern. Hierzu sind die Berliner Öffentlichen Verkehrsmittel bestens geeignet. Wir bitten jedoch die Kennzeichnungspflicht zu beachten, Atommüllfässer müssen gelb sein und mit deutlich sichtbaren Radioaktivitätszeichen versehen. Zusätzlich ist ein Strahlenschutzanzug aus weißem Papier zu tragen.

„Auch Baufachkräfte zur Aufstellung des Bohrturmes, jedoch mit Helmen ausgestattet, werden noch für diesen Tag gesucht, der uns der sicheren Endlagerung von Atommüll hoffentlich einen Schritt näher bringt“, frohlockt die „Münchhausen-Gesellschaft zur Förderung von Akzeptanzproblemen.“

AnwohnerInnen der Asse, von Schacht Konrad, Morsleben und Gorleben und diverse weitere Menschen, die sich darin kompetent fühlen, Erfahrung über Akzeptanzprobleme beizusteuern, haben bereits ihre Teilnahme zugesagt.

Bewerbungen als Atommüllspedition und Baufachkraft bitte an das BI-Büro:
05841-4684 Kerstin Rudek

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Freiheit statt Angst – Demonstration gegen die Vorratsdatenspeicherung

Demo

Der Vorstand und einige Mitglieder der German Privacy Foundation haben sich heute an der Demonstation gegen die Vorratsdatenspeicherung beteiligt. Nach meiner Einschätzung waren ungefähr so viele Leute da wie beim letzten Mal – rund 15.000. Ich habe mir weder die Reden zu Beginn noch die zum Schluss angehört, weil ich erstens schon zu den Guten gehöre, mich also von nichts überzeugen lassen muss und weil ich b) die Inhalte ohnehin schon vorhersagen kann. Ich habe auch bei Demonstrationen nicht die Absicht, mich zu langweilen. Von den Prominenten habe ich nur den König von Kreuzberg gesehen, von den Halbprominenten Özcan Mutlu und Fredrik Roggan. Die Parteiführung der Linken war zu weit hinten. Es war die erste Demo in meinem Leben, auf der die Farben Geld und Grün dominierten – normalerweise sind das bei mir Schwarz und rot.

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Auf einem Transparent wurde kühn behauptet, der Satz „Wer in einer Demokratie schläft, wacht in einer Diktatur auf“, stammte vom Dichterfürsten Goethe. Garantiert nicht, aber vermutlich war das der prominenteste Mensch, den die Transparent-TrägerInnen kannten. Und was hat es gebracht? Die üblichen Pressemeldungen [AFP][Heise] mit Zitaten der üblichen Verdächtigen. Sonst fällt mir dazu nichts ein. Volksmassen, die man hätte agitieren können, säumten nicht den Wegesrand. Ich fände eine Demo mitten durch Neukölln viel besser und effektiver.

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Webcams zur heutigen Demo gegen Vorratsdatenspeicherung

Webcam auf dem Berliner Rathaus (mit wechselnder Perspektive)
Webcam Alexanderplatz 1
Webcam Alexanderplatz 2 (auf dem Dach des Hotels am Alex, die man selber steuern kann)
Webcam Alexanderplatz 3, auf dem ehemaligen „Haus der Elektroindustrie“
Webcams in der Nähe des Zeughauses / Unter den Linden
Webam für das Wetter über der Demo
Die Webcam auf dem Dach des Berliner Verlags scheint offline zu sein.

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Lasst die Banken in Ruhe!

Auch ein linksextremistischer Zyniker wird sich die Frage stellen lassen müssen: Wo soll das alles enden? Meine Meinung sollte insofern bekannt sein, als dass ich die gegenwärtige Finanzkrise für ein Feature und nicht für einen Fehler des Systems halte. Der Sinn und Zweck des Kapitalismus ist es, denen da Unten möglichst viel wegzunehmen und den Wenigen da oben aka herrschende Klasse zu geben. Ich bin äußerst dankbar für das hier schon erwähnte Zitat von James Madison, der Zweck des Staates sei es, „die wohlhabende Minderheit vor der Mehrheit zu schützen“.

Zusätzlich muss dieser Zweck durch affirmative Begriffe vernebelt werden. Man sollte nicht „Kapitalismus“ sagen, weil dann die Leute auf die Idee kommen könnten, die falschen Bücher zu lesen, was sie nur unnötig irritierte und womöglich sittlich gefährdete, sondern Worte wie „soziale Marktwirtschaft“, „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ oder „Wohlstand für alle“. Der Kapitalist an sich hat in den Medien als Wohltäter der Menschheit geschildert zu werden, der nur das Gute will und leider manchmal, wenn er moralisch verkommen ist wie das Finanzkapital, das Böse schafft.

In diesem Sinn äußert sich auch die FAZ, das gefühlte Zentralorgan des Großkapitals, das die Diskussion im Hegelschen Sinn als eine Gefecht von Ideen diskutiert. In der Philosophie nennt man das Idealismus – sozusagen politische Astrologie oder „Große Männer und ihre Ideen machen die Geschichte“. Die FAZ titelt: „Wie die Finanzkrise das Denken ändert“. Wessen Denken, wird nicht verraten, sondern ein weltanschaulich systemkonformes Denken beim gemeinen Volk vorausgesetzt. Die dem Kapitalismus immanenten Features und Gesetze wir zum Beispiel der „Tendenzielle Fall der Profitrate“ werden moraltheologisch erklärt – mit „Gier“, also einer Charaktereigenschaft, für die dann Theologen und Psychologen zuständig sind und nicht mehr die Politik.

Sehr hübsch der Satz: „Gesellschaften wurden zivilisiert, um genau das zu verhindern, was nun möglich scheint: dass sie durch rücksichtsloses Handeln Einzelner zerstört werden.“ Ins Deutsche übersetzt heißt das: Der Kapitalismus ist Zivilisation (da muss man erst einmal drauf kommen), und wer das Volk merken lässt, dass es in Wahrheit ganz anders ist, ist „rücksichtlos“, weil er die Leute auf dumme Gedanken bringt. Die Krise als Feature muss als Werk Einzelner dargestellt werden, die vermutlich eine schlechte Kindheit hatten und nur, weil sie mit einem Silberlöffel im Maul geboren wurden, nicht pöhser Neonazi geworden sind, sondern pöhser Finanzkapitalist und/oder Heuschrecke.

Ich lache auch bei diesem Satz der FAz schallend: „Wer meint, dass die aktuelle Vernichtung der Grundvertrauens in die Rationalität ökonomischen Handelns ohne Folgen bleibt, wird sich spätestens bei den nächsten Wahlen getäuscht sehen.“ Welches „Vertrauen“ meinen die nur? Mein Vertrauen in die Rationalität ökonomischen Handelns im Kapitalismus ist übrigens weiterhin ungetrübt. Natürlich handelt das Kapital rational. Deswegen gibt es ja Wirtschaftskrisen und andere Konsequenzen. Karl Marx schrieb am 7. November 1856 ironisch über die damalige Finanzkrise in Frankreich: „Man kann sich nichts Geistreicheres vorstellen als die Art, in der die bonapartistischen Blätter von Paris sich bemühen, dieses ständige Absinken der Kurse an der Börse zu erklären.“ Die Medien publizierten eben damals genau so einen Unfug über die Ökonomie wie heute.

Was also tun? Leider fordert die Linke dummes Zeug und ist einer der Fälle, bei denen Karl Marx seine selbst ernannten Fans vermutlich – wie so oft – nur mit beißendem Hohn oder Spott überschüttet hätte. Der „finanzgetriebenen Kapitalismus“, dien die Linke beklagt, gibt es so gar nicht – er ist ein Feature, kein Bug, um mich zu wiederholen. Der merkwürdige Begriff suggeriert, dass es auch einen anderen Kapitalismus gebe, wobei wir beim antisemitisch konnotierten Begriffspaar „raffendes“ und „schaffendes Kapital“ wären, für das sich diejenige Linke, die ideologisch offenbar noch in der DDR verharrt und sich deshalb weigert, Karl Marx im Original zu lesen, noch nie zu schade war.

Nein, die Idee, man müsse jetzt die Banken verstaatlichen, ist keine „linke“ Parole. Zum einen deshalb, weil die Kapitalisten bei jedem Finanzcrash das schon selbst fordern. Sie gehen sie zu Recht davon aus, dass der Staat und die Steuergelder der Massen dazu da sind, ihre ökonomischen Fehler auszubügeln und ihr privates Risiko zu minimieren. Zum anderen, weil verstaatliche Banken selbstredend nicht anders handeln als private. Angestellte oder Beamte kann auch nicht haftbar machen kann für die Schäden einer Finanzkrise, weil sie das Recht haben, ungestraft genauso doof und unfähig zu sein wie Banker – auch ohne deren Gehalt. Staatsbanken lösen kein Problem, sie verschleiern es nur noch mehr.

Warum ist das so? Geld ist eine Ware wie alles andere auch im Kapitalismus. Somit unterliegt auch das Geld den Marktgesetzen von Angebot und Nachfrage. Wer in diesen Markt künstlich eingreift, richtet nur Chaos an und erreicht nicht das, was er wünscht. Staatliche Finanzspritzen in die Banken sind nichts anderes als ein künstlich erzeugtes Angebot der Ware Geld. Letztlich erzeugt das Inflation – wenn die Krise andauert und auf die Produktion schlägt. Wenn im schlimmsten Fall der Staatsbankrott wegen fehlender Einnahmen droht, kann man zwar neues Geld drucken, man heizt aber damit die Inflation gewaltig an – für das Geld gäbe es keinen realen Gegenwert. Weimar lässt grüßen.

Die FAZ bringt es auf den Punkt: „Wie konnte zugelassen werden, was gerade geschieht? Will man die Antwort darauf nicht einer linken Demagogie überlassen, muss man über die Spaltung unserer Gesellschaft in diejenigen reden, die Konsequenzen erleiden, und diejenigen, die von ihnen verschont werden oder gar profitieren.“ Gern geschehen.

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Inspire Space Park

ShindaShinda

Reiseempfehlung in Second Life: Inspire Space Park in Shinda 19,195,1559. Mehr dazu: hier, hier und hier (YouTube).

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Am Weissen See

Ajax

Gestern waren wir mit Tölchen aka Ajax vom Teufelslauch am Weißen See im gleichnamigen Ortsteil Berlins in der Nähe der Roelkestraße und der Pistoriusstraße. Wir hatten mit einem Freund Berufliches und Privates zu besprechen. Städtebaulich interessant ist das Munizipialviertel aus der Gründerzeit. Ajax hat das weniger gekümmert: Er schaute den Enten bei deren Fütterung zu, wurde aber von den ebenfalls anwesenden Junggänsen wütend an- und ausgezischt.

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Nothelfer Bundeswehr

Burkhard Hirsch zum geplanten Einsatz der Bundeswehr auch gegen den „inneren Feind“: „Das ist der eigentliche Trick des Vorschlags: Während die Polizei an das Polizeirecht gebunden ist, das exakt bestimmt, welche Mittel die Polizei einsetzen und wann sie von der Schusswaffe als letztes Mittel Gebrauch machen darf, gibt es solche Bestimmungen für die Bundeswehr im Inland nicht.“ [via netzpolitik.org]

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Müdes Jagd- und Apportier-Tölchen

Tölchen

Tölchen aka Ajax vom Teufelslauch ist gaaaanz müde, weil Frauchen ihm wieder so viel beigebracht hat und das Hundchen wieder viel apportieren musste (eine Unterform des evolutionar erwünschten Eintragverhaltens). Ein Jagdhund wie unser Ajax unterscheidet sich von der gewöhnlichen Neuköllner Prekariatstöle, die Bälle „apportiert“, dadurch, dass er auch etwa bringen würde, was er nicht mag, zum Beispiel einen toten Fuchs – den Hunde eklig finden und den sie normalerweise nie freiwillig ins Maul nehmen. Deshalb muss man das jagdliche Apportieren viel trainieren – mit einem Apportierblock zum Beispiel oder, wie wir, mit einem Dummy.

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Finanzexperten: Ratlos am Rande des Abgrunds

Das Kapital

Ich blättere gerade „Das Kapital“ von Karl Marx durch, um ein paar knackige Sprüche zu finden, um die der Altmeister nie verlegen war. Die drei Bände mit jeweils knapp tausend Seiten sind natürlich nichts für Leute, die verbales Fastfood gewohnt sind. Die Mechanismen der gegenwärtigen Bankenkrise werden übrigens ausführlich erklärt im dritten Band, 5. Abschnitt: „Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragende Kpaital (Fortsetzung), 29. Kapitel „Bestandteile des Bankkapitals“, S. 481ff. (Das ist online verfügbar, dort aber sehr unübersichtlich). Zu Marx‘ Zeit begannen die kapitalistischen Unternehmen gerade erst, sich in Aktiengesellschaften zu formieren. (Vgl. den Nachtrag von Friedrich Engels im 3. Band, S. 918: „Die Börse“) Hier also ein paar Sätze, die – am Ende des 19. Jahrhunderts publiziert – immer noch gültig und richtig sind und in jeder Talkshow der Ahnungslosen für Furore sorgen würden, die anwesenden Dampfplauderer und Kapitalismus-Apologeten aber gnadenlos intellektuell überforderten:

„Alle diese Papiere stellen in der Tat nichts vor als akkumulierte Ansprüche, Rechtstitel auf künftige Produktion, deren Geld- oder Kapitalwert entweder gar kein Kapital repräsentiert, wie bei den Staatsschulden, oder von dem Wert des wirklichen Kapitals, das sie vorstellen, unabhängig reguliert wird.“

„Die Reservefonds der Banken, in Ländern entwickelter kapitalistischer Produktion, drücken immer im Durchschnitt die Größe des als Schatz vorhandnen Geldes aus, und ein Teil dieses Schatzes besteht selbst wieder aus Papier, bloßen Anweisungen auf Gold, die aber keine Selbstwerte sind. Der größte Teil des Bankierkapitals ist daher rein fiktiv und besteht aus Schuldforderungen (Wechseln), Staatspapieren (die vergangnes Kapital repräsentieren) und Aktien (Anweisungen auf künftigen Ertrag). Wobei nicht vergessen werden muß, daß der Geldwert des Kapitals, den diese Papiere in den Panzerschränken des Bankiers vorstellen, selbst soweit sie Anweisungen auf sichre Erträge (wie bei den Staatspapieren) oder soweit sie Eigentumstitel auf wirkliches Kapital (wie bei den Aktien), durchaus fiktiv ist und von dem Wert des wirklichen Kapitals, das sie wenigstens teilweise vorstellen, abweichend reguliert wird; oder wo sie bloße Forderung auf Erträge vorstellen und kein Kapital, die Forderung auf denselben Ertrag in beständig wechselndem fiktivem Geldkapital sich ausdrückt. Außerdem kommt noch hinzu, daß dies fiktive Bankierkapital großenteils nicht sein Kapital, sondern das des Publikums vorstellt, das bei ihm deponiert, sei es mit, sei es ohne Zinsen.“

Alles klar? Noch Fragen der ökonomischen Art? Puls und Atmung normal? Der olle Karl Marx hatte wesentlich mehr Grips im Kopf als seine zahllosen Epigonen und Anhänger, die meinen, wenn sie das Kommunistische Manifest gelesen hätten, wüssten sie, wie eine Volkswirtschaft funktionierte. Um es noch mal klar auszudrücken: Bei dem, was politisch aus der Marxschen Ökonomie-Lehre abzuleiten sei, hat der Altmeister kräftig danebengehauen („Diktatur des Proletariats“ und dergleichen). Das war ohnehin Kaffeesatzleserei und politische Astrologie. Die Werttheorie und die daraus abzuleitende Theorie der Ausbeutung der Ware Arbeitskraft m Kapitalismus – der Kern des Gebäudes – ist aber IMHO so richtig wie das Einmaleins. Wie bei Beton: Es kommt drauf an, was man draus macht. Den gegenwärtigen Kapitalismus kann man mit Marx immer noch am besten erklären.

Das Foto zeigt meine recht zerlesenen Ausgaben der drei Bände „Das Kapital“. Vielleicht hatte ich ja auch Einreiseverbot in die DDR, weil ich den Ossis jederzeit ein Marx-Zitat um die Ohren hauen konnte, das ihren so genannten Sozialismus als Unfug entlarvt hätte. Übrigens: Karl Marx schreibt ein stilistisch fast perfektes und gutes Deutsch, ähnlich wie Sigmund Freud, und wird sogar vom erzkonservativen Wolf Schneider dafür gelobt.

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Bund Heimattreuer Vereinsverbieter oder: Tai chi gegen Rechts

BHJ

Ich bitte die wohlwollenden Stammleserinnen und geneigten Stammleser dieses kleinen libertären und anarchodyndikalistischfreundlichen Blogs, einen neuen Aktenordner für die sofortige ungelesene Ablage anzulegen. Alle Meldungen deutscher Medien, die den Begriff „Verbot“ in politischem Zusammenhang enthalten, sind ab sofort nicht mehr zu beachten und in die Tonne zu treten, weil eine rationale Diskussion nicht möglich ist. Ich hatte mich hier schon über den ärgerlichen Telepolis-Artikel „Schonfrist für den Nazi-Nachwuchs“ echauffiert, der – wie viele andere zum Thema auch – suggeriert, der Staat müsse doch gegen das Böse gefälligst härter durchgreifen, auch bekannt als melden, durchführen und verbieten, wobei die wesentlichen Tuwörter der deutschen Leitkultur umfassend beschrieben wären.

Aktuell geht es wieder um den politisch kackbraunen Verein „“Bund Heimattreuer Jugend“, dessen Verbot laut tagesschau offenbar bevorstehen soll. Derartige Anlässe sind immer eine willkommende Gelegenheit für Hardliner jeglicher politischer Couleur, die urdeutsche Tugend des Verbietens herauszukehren und sich damit als potenzieller Innenminister anzubieten, wie hier der sattsam auch als „Innenexperte“ bekannte Sebastian Edathy, der schon mal in prophetischer Attitude für die nächste große Koalition den Schäuble-Imitator und -nachfolger gibt. „Ein HDJ-Verbot sei überfällig, betonte Edathy.“ Aber klar. Ob das politisch sinnig und effektiv ist, interessiert niemanden. Es wird noch nicht einmal mehr darüber gestritten, was ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass wir es nicht mit Politik, sondern mit bloßer Moraltheologie der ideologisch stromlinienförmigen Mainstream-Medien zu tun haben.

Es findet sich auch unter den zahlreichen Pseudoliberalen im Bundestag niemand (in Worten: niemanden), der den Mut aufbringt, den Sinn des hektischen Aktivismus des staatlichen Antifaschismus zu bezweifeln (sorry für die Genitiv-Girlande). Als hätte es den achtjährigen lichterkettentragenden und daher völlig erfolglosen amtlichen „Kampf gegen Rechts“ nicht gegeben, wird weitergemacht wie bisher. Böse Nazi-Vereine werden durch die Dauerskandal-Truppe Verfassungsschutz den Medien gemeldet, die ein Verbot fordern, welchselbiges dann durchgeführt wird. Ich finde nicht nur Nazis zum Kotzen, sondern auch diese verlogenen „Anti-Nazis“.

„Die Durchsuchungen ’sollen uns Klarheit darüber verschaffen, ob sich die HDJ in aggressiv-kämpferischer Weise gegen die verfassungsmäßige Ordnung richtet oder ihre Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderläuft‘, sagte Innenstaatssekretär August Hanning.“ Die üblichen Verdächtigen. Blabla. Weich gefallen, Herr Hanning? „Am 1. Dezember 2005 wurde Hanning zum Staatssekretär im Bundesministerium des Innern ernannt. Er ist dort für Polizeiangelegenheiten, Angelegenheiten der Bundespolizei, Innere Sicherheit, Migration, Integration, Flüchtlinge, Europäische Harmonisierung sowie die Stabsstellen Krisenmanagement und BOS-Digitalfunk zuständig. Im Zusammenhang mit der Affäre um die Bespitzelung von Journalisten in den Jahren 1993 bis 1998 ist noch ungeklärt, ob auch Hanning von der vor seiner Amtszeit liegenden teilweise rechtswidrigen Observation von Journalisten durch den BND zum Zwecke der Eigensicherung erfahren hat.“ Der rechte Mann am rechten Ort. Der Tagesschau wäre zu empfehlen, zumindest den Wikipedia-Eintrag zu Hanning zu verlinken, um die Leser in die Lage zu versetzen, mit welchen „Experten“ sie es zu tun haben. Aber die Tagesschau verweigert sich bekanntlich dem Online-Journalismus und setzt keine Links in berüchtigte Internet.

By the way: Hannig ist derjenige, über den die preisgekrönte Kollegin Annette Ramelsberger im Oktober 2004 ein bejubelndes Halleluja in der Süddeutschen verfasst hat („Sie loben ihn alle“). Nur wenige Monate danach erschien ihre mittlerweile berühmt-berüchtigte Falschmeldung, für die die „Sicherheitskreise“ sie offenbar ausführlich gebrieft und instrumentalisiert hatten, dass die Polizei und die Verfassungsschützer schon längt „drin“ in unseren Computern seien. Hony soit qui mal y pense.

Aber ich schweife ab. Auch Hannig tut, was man vom ihm erwartet, und sondert die bekannten Testbausteine ab: Der BHJ wende sich „in aggressiv-kämpferischer Weise gegen die verfassungsmäßige Ordnung“. Diese Formulierung hat das Bundesverfassungsgericht vorgeben als Voraussetzung für ein Verbot einer politischen Partei in Deutschland. Nur handelt es sich bei den kackbraunen „Freibund“ aka BHJ gar nicht um eine Partei, sondern um einen Verein, der viel leichter zu verbieten ist. Hanning hätte die schwere juristische Artillerei ruhig in der Garage lassen können.

Auch die Linke („Prüfung eines vereinsrechtlichen Ermittlungsverfahrens“) ist selbstredend nicht besser als die rechten Hardliner: „Die Linksfraktion betont, Ziel der HDJ sei die ideologische Einflussnahme auf Kinder und Jugendliche im Sinne der Verbreitung völkischer, rassistischer, nationalistischer und NS-verherrlichender Ansichten. Der Verein unterhalte zudem enge Kontakte zur NPD.“ Wie sagte schon Kaiser Wilhelm Zwo sinngemäß und völlig richtig über die damalige Linke: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch deutsche Partei- und Vereinsverbieter“.

Tai chi

Übrigens: „Die Berliner Behörde teilte im Dezember 2007 auf Anfrage des Freibunds mit, dass die Verfassungsschutzberichte der Jahre 2006 und früher ‚keine Aussage (enthalten), dass der Freibund als rechtsextremistische Gruppierung angesehen wird.‘ Eine Aufnahme in den Berliner Verfassungsschutzbericht 2007 sei nicht beabsichtigt.“ Es handelt sich bei der gegenwärtigen Aktion gegen den kackbraunen Verein also wieder um populistische Umtriebe, die so sinnfrei sind wie Tai chi für Avatare (siehe Screenshot unten).

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Walther von der Vogelweide und der Warenfetisch

Der Schockwellenreiter hat über mich gebloggt. Wir wohnen beide in Neukölln, sind beide verheiratet, haben beide einen Hund, bloggen beide, und waren beide „Tutor in WikipediaLogo Wolfgang F. Haugs legendären ‚Kapital‘-Kursen“, wie ich vorgestern schrieb („Karl Marx, übernehmen Sie!“). Aber, und das muss hier gesagt worden, es gab einen wesentlichen Unterschied, obwohl wir nicht zeitgleich Tutor waren. Ich war damals der einzige Maoist in Haugs Truppe. (Nur an Nora Rätzel kan ich mich noch erinnern.). Der Marx-Exegetiker Haug war weitaus toleranter und flexibler als seine Groupies, die fast alle in der SED-Tarnfirma SEW waren oder in deren Tarnfirma „Aktionsgemeinschaft von Demokraten und Sozialisten (ADS)“.

Haug mochte mich irgendwie. Ich kann mich noch gut erinnern an mein „Philosophikum“ Ende der 70-er, der Zwischenprüfung im Fach Philosophie, als der linke Haug mich schmunzelnd betreuen und prüfen musste bei meinem gewählten Thema „Walter von der Vogelweide und der Fetischcharakter der Ware“, und die stockkonservaitven anderen Professoren, die mich ebenfalls in die Mangel nahmen, total glücklich waren, dass sie endlich etwas verstanden und dass so ein Ultralinker sich für Mittelhochdeutsch interessierte. Ich bekam – und darauf bin ich wirklich stolz – ein „Sehr gut“.

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BH Grösse

Model

Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie freizügig reale Frauen mit Fotos von sich virtuell als Cyberhure („Escort“) werben. Das aufgeklappte Fenster links ist das „Profil“, das jeder von sich selbst anlegen kann und das andere Avatare anklicken können, um zu wissen (oder nicht), mit wem sie es zu tun haben. Alles kann gefälscht werden: Vielleicht wird die Avatarin Yvonne Kappler auch von einem Mann gesteuert. Das fände man erst heraus, wenn man im Chat Frauen und Männer unterscheiden könnte – und das kann man mit etwas Erfahrung.

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Langlauf-Tölchen

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Heute war ich trotz der Finanzkrise und der des Kapitalismus an sich mit Tölchen aka Ajax vom Teufelslauch in Adlershof und Rudow und zurück – mit dem Fahrrad, weil das Hundchen ein Jagdhund ist und offenbar selbst zehn Kilometer im gestrecktem Galopp superklasse findet. Ich muss schon im dritten Gang meines Mountain-Bikes kräftig strampeln, um mithalten zu können, wenn Tölchen frei laufen darf und dann loslegt. Das erste Bild wurde hier am Neudecker Weg gemacht, das zweit hier in Alt-Rudow.

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Der Zweck des Staates in der Finanzkrise

In einem Interview mit Spiegel Online sagt Noam Chomsky: „Schon 1787 vertrat der amerikanische Gründervater James Madison auf dem Verfassungskongress die Ansicht, dass die Staatsmacht die Aufgabe habe, ‚die wohlhabende Minderheit vor der Mehrheit zu schützen‘. Wikipedia schreibt über Chomsky: „Er selbst bezeichnet sich als einen libertären Sozialisten mit Sympathien für den Anarchosyndikalismus.“ Eine verwandte Seele offenbar! Und James Madison war wenigstens ehrlicher als Merkel und Steinbrück.

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Die Online-Durchsuchung

Der dpunkt-Verlag hat gestern zum Erscheinen unseres Buches „Die Online-Durchsuchung“ eine Pressemeldung herausgegeben. „Ihre Ansprechpartnerin für Rückfragen und Rezensionsexemplare: Antje Nicklas, dpunkt.verlag GmbH, Ringstraße 19 B, 69115 Heidelberg, Telefon: 0 62 21/14 83-0, E-Mail: nicklas@dpunkt.de„.

Aber wenn man dorthin eine Mail schickt, kommt zurück.“ ich bin zur Zeit nicht erreichbar. Bitte wenden Sie sich an meine Kollegin, Julia Marjanovic, marjanovic@dpunkt.de.“ Und warum schreiben die eine nicht direkt erreichbare E-Mail-Adresse in eine aktuelle Pressemeldung? Na gut. Damit muss man offenbar leben.

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Große Notbremse oder das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen

Ich bin völlig einer Meinung mit Don Alphonso, ich habe nur nicht so ein schickes Auto zum davor Posieren: „Aber nachdem alle Medien auf dieser Raserei auf der Passstrasse ins Verderben immer nur die nächsten stürzenden Felsen, die Eisplatten und bestenfalls die nächste Kurve im Blick haben, an deren Leitplanken entlang unser System in die nächste Serie von Gefahren schliddert – möchte ich hier kurz anhalten und eine Vorhersage machen, wie das alles seinen Höhepunkt und gleichzeitig sein Ende findet. Und ich sage: Es dauert nicht mehr lang. Wir reden von Tagen oder bestenfalls Wochen. Konkret: Übernächstes Wochenende gibt es meines Erachtens die ganz grosse Notbremse von staatlicher Seite, das Ende der Märkte und der Privatbanken in der Form, wie wir sie kennen.“

Da auch Oskar Lafontaine gewohnt populistisch und sinnfrei einen „geistig-moralischen Umbruch“ fordert und „Gerechtigkeit“ im Kapitalismus (das ist so unsinnig wie ein „gerechter Lohn“) und positiv über Verstaatlichung der Banken nachdenkt, muss ich aber Don Alphonso in einem Punkt widersprechen – trotz seines schönen Satzes: „Es wäre ziemlich nah am Kommunismus, verwaltet und kontrolliert durch einen Haufen Idioten, die es so weit haben kommen lassen, aber ein deutscher Beamter ist mir da immer noch lieber als ein Finanzjockey, der auf die nächste Prise Koks wartet“.

Nein, das wäre den Teufel mit Beelzebub austreiben. Die Beamten und Politiker in den Aufsichtsräten haben die staatlichen deutschen Banken eher in die Krise schlittern lassen als die Jockeys mit ihren Privatbanken.

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Sarkozy mochte Internet-Sperren für die Unterhaltungsindustrie

Via Netzpolitik.org: „Der französische Präsident Sarkozy stört sich an einem vom EU-Parlament beschlossenen Änderungsantrag zum Telekom-Paket (…) Konkret meint der Text, dass Internetsperrungen nicht ohne richterliche Genehmigung durchgeführt werden dürfen. Die Franzosen wollen allerdings mit einer neuen Behörde und in der Zusammenarbeit mit der Privatpolizei der Unterhaltungsindustrie (vermeintliche) Tauschbörsennutzer aus dem Internet aussperren dürfen (Das System der “Graduate Response”). Im Rahmen der französischen Ratspräsidentschaft hat Sarkozy nun einen Brief an den EU-Kommissionschef Jose Manuel Durao Barroso und die Medienkommissarin Viviane Reding geschrieben, indem er diese persönlich bittet, den ihm nicht passenden Teil einfach zu streichen.“ [mehr…]

So verstehen die Franzosen Politik. Die Unterhaltungsindustrie befiehlt dem Führer, der Führer befielt, alle folgen. Man muss sich das mal vorstellen, was auch immer das technisch im Detail bedeutet: Sperrung des Internet ohne einen richterlichen Beschluss!

Das ist doch ein Leckerbissen für die hiesigen Jugendschutzwarte, die Zensurfreunde und sonstigen Hysteriker. Warum sind die noch nicht darauf gekommen? Was wir dringend brauchen: Jugendschutz.net darf das Internet auch ohne rechtliche Grundlage sperren, damit wir nicht sittlich gefährdet werden! (Wer jetzt nicht merkt, dass das ironisch gemeint ist, sollte man zum Gehirndoktor gehen.)

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Posing in der Selene

Model

Ein Model posiert bei Werbeaufnahmen für ein virtuelles Stundenhotel in meiner Selene Cloud Hugger.

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Opfer der Terror-Hysterie, reloaded

Die Süddeutsche schreibt: „Die beiden auf dem Flughafen Köln-Bonn festgenommenen angeblichen Islamisten sind vorerst frei. Die Kritik an den Umständen der Verhaftung wächst.“ Ja, sie wächst, aber wie es bei Hysterie so ist: Es interessiert a posteriori niemanden mehr.

Welt online berichtet: „Der angebliche Abschiedsbrief entpuppte sich als Liebesbrief der Verlobten.“ Der ausführlichste Bericht stammt vom ZDF (natürlich ohne Links ins berüchtigtge Internet): „Rechtsanwalt Mutlu Günal, der den 24-Jährigen vertritt, zählte gleich mehrere Punkte auf, die gegen eine Aufrechterhaltung des Haftbefehls sprächen. So handele es sich bei dem angeblichen Abschiedsbrief, den die Ermittler bei seinem Mandanten gefunden hatten, lediglich um einen ‚etwas aufgeregten‘ Liebesbrief von dessen Verlobter. Die beiden Beschuldigten hätten ein Rückflugticket bei sich getragen, mit dem sie in zwei Wochen nach Deutschland hätten zurückkehren wollen. Auch dass der 24-Jährige gerade den neuen Semesterbeitrag für sein Studium entrichtet habe, spreche dagegen, dass er mit einem Anschlag habe aus dem Leben scheiden wollen.“

Es gibt auch deutschsprachige Websites, die offenbar mit islamistisch motiviertem Terror sympathisieren wie „Islamicrevolutionservice“ (Vorsicht, islamische Vollmeisse!), die die Entlassung der ehemaligen Verdächtigen begrüßen. Aber gegen Beifall von der flschen Seite kann man sich ohnehin nicht wehren.

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Bücheritis

Endlich. Nachdem gerade unser Buch erschienen ist, muss ich jetzt schleunigst weitermachen. Gestern habe ich das Exposé für ein Jugendbuch an meinen Agenten geschickt, heute das Exposé für einen weiteren historische Roman. Zudem arbeite ich mit anderen Leuten an einem Fotoband, für den ich die Texte verfasse. Das wären dann die Bücher 15, 16 und 17. Reich wird man daduuch nicht, außer man schreibt Titel wie „Frauen atmen selber“ oder kommt oft in der Glotze vor, ganz gleich, wie und mit wem oder was. Mitte November habe ich übrigens einen langen Artikel im Rheinischen Merkur, worüber, verrate ich noch nicht. Mehr demnächst in diesem Theater.

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