Nah- und Ferndurchsuchungen

Der Irrsinn geht weiter. Laut Heise plant die EU: „Neben einem standardisierten europäischen Informationssystem und besserer Koordination bei allen Formen von Cybercrime sind darin auch gemeinse Internet-Ermittlungsteams der EU und grenzüberschreitende heimliche Online-Durchsuchungen angedacht.“ (Das Verb „Andenken“ gibt es jedoch nicht im Deutschen, obwohl man bei einigen Menschen nur eine Vor- und Embryonalform des Denkens voraussetzen kann.)

Auch der faktenfreie Textbaustein „Spam, Identitätsdiebstahl und Kinderpornografie breiten sich immer mehr aus“ fehlt nicht. „Und es sollen ‚remote searches‘ (wörtlich „entfernte Durchsuchungen“ oder „Ferndurchsuchungen“, womit offensichtlich die in der deutschen Debatte ‚heimliche Online-Durchsuchung‘ genannte umstrittene Maßnahme der Strafverfolger gemeint ist), erleichtert werden, wenn sie nach nationalen Gesetzen möglich sind. Dies soll ‚Investigationsteams ermöglichen, mit der Zustimmung des Gastlandes schnell auf Informationen zuzugreifen'“.

BBC hat das Thema auch aufgegriffen: „Forces will also take part in „remote searches“ and patrol online to track down criminals.“ Das bedeutet: Falls es jemandem gelänge, eine Überwachungssoftware auf dem Recher eines deutschen Verdächtigen zu implementieren (Windows und abgrundtiefe Dämlichkeit beim „Opfer“ vorausgesetzt), sollen gleich alle Polizisten Europas die Ergebnisse bekommen.

Da hat Leitner schon Recht: „Europol will also Spam bekämpfen, indem es neben die Spammer-Malware auf euren Computern noch Europol-Malware auf eure Computer tut. Das ist wie mit beidseitig benutztem Klopapier: der Vorteil liegt auf der Hand!“

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Kommentare

5 Kommentare zu “Nah- und Ferndurchsuchungen”

  1. klaus am Dezember 1st, 2008 10:44 pm

    Hat Europol überhaupt die Befugnisse, in den Ländern der EU polizeilich tätig zu werden? Ich dachte, die haben nur eine koordinierende Funktion und müssen die jeweiligen Behörden der Mitgliedsländer um Amtshilfe bitte, wenn die jemanden durchsuchen wollen.

  2. MH am Dezember 2nd, 2008 6:02 pm

    Kurz zu deinem „dämliche Windoof User“ (hast du ja auch bei N-TV anklingen lassen): Ich glaube, dass heute ein Vielzahl der Nutzer nicht weiß wie man sich richtig schützt, sondern froh ist wenn alles rund läuft. Sicher gibt es auch einige die sich informieren, aber gerade im IT-Bereich sind viele doch extrem unwissend, und das nicht wegen dummheit, sondern weil einfach auch oft die Zeit und Lust fehlt, um sich da tiefergehend einzuarbeiten.
    Du kannst sicher auch nicht jeden Schaden an deinem PKW beheben, da könnte ich dann auch sagen: Tja muss man sich halt Handbücher holen und selber lesen (zugegeben das Bsp triffts nicht ganz, aber nur so als Anmerkung)

  3. Wolf am Dezember 2nd, 2008 10:13 pm

    Natürlich ist die Idee des staatlich verordneten Trojaners ein Hirnriss.

    Trotzdem halte ich es für gefährlich, nur zu lachen: vor meinem inneren Auge sehe ich schon das „Gesetz zur Durchsetzung er dummdreisten Stasidingsbums“ — will sagen: eines Tages findest du eine CD in deinem Briefkasten mit der Aufforderung, die enthaltene SW innerhalb von 2 Werktagen aufzuspielen. Rechtsmittelbelehrung etc. pp.

    Wer lacht da? Das ist ernst!

  4. klaus am Dezember 3rd, 2008 3:29 pm

    Und für die Debian / Ubuntu ein fertiges Paket, obligatorisch für alle deutschen Nutzer.

    Wir haben da schon mal so etwas vorbereitet:

    https://www.awxcnx.de/wabbel.htm

    (in der Liste der Softwarepakte ganz unten)

  5. Fluxkompensator am Dezember 3rd, 2008 5:11 pm

    Mitleser vom BND, BKA, DFB, LKA, liebe Volksgenossen!

    Hier http://tinyurl.com/699bqa versucht BILD online das sogenannte BKA Gesetz zu erklären. Es ist das erste Mal das ich das in BILD Online lese. Was die Papierausgabe schreibt weiß ich nicht. Schön auch das Foto von Herrn Wiefelspütz.

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