Wohnungsdurchsuchung reloaded 3

Allen Freunden und Bekannten, die mir in den letzten Tagen geholfen, die mich unterstützt und sich nach meinem Befinden erkundigt haben, sei hier herzlich gedankt. Besonders gerührt bin ich über einige mir völlig unbekannte Menschen, die mir kleine Geldbeträge gespendet haben. Auch dafür eine besonderes Dankeschön. Auch wenn es zur Zeit so aussieht, als bekäme ich sogar in absehbarer Zeit meinen Rechner wieder: Die völlig überzogene und unverhältnismäßige Aktion des Berliner Amtsgerichts gegen mich hat mir nicht nur wirtschaftlich geschadet, sondern mich auch „genervt“.

Einige Kollegen haben mich gefragt, was mein Motiv sei, „Bombenbauanleitungen“ zu veröffentlichen. Eine wissenschafltiche Abhandlung über die Eigenarten und Herstellung von Sprengstoff ist keine „Bombenbauanleitung“. So einfach ist die Antwort. Man muss sich nur den Wikipedia-Eintrag über Sprengstoffe und die dortigen Links zu einzenen Substanzen ansehen oder auf Prof. Blumes Bildungsserver Chemie den Abschnitt „Über die Leichtigkeit, Spreng- und Kampfstoffe herzustellen„. Von immer noch öffentlich zugänglichen Websites stammen auch meine Quellen. Wenn es verboten wäre, das Wissen, das ein Sprengmeister benötigt, seinen Beruf auszuüben, zu publizieren, lebten wir nicht mehr in einem Rechtsstaat.

Die nächste – typisch deutsche – Frage kommt wie aus der Pistole geschossen: Aber muss man denn alles online stellen, was man weiß? Die Wohnungsdurchsuchung bei mir und die Beschlagnahmung meines Rechners haben mir ein zusätzliches Motiv geliefert. In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte steht in Artikel 19: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ „Informationen“ sollen also frei zugänglich sein – dazu gehören auch unstrittig Rezepturen von Explosivstoffen, zumal diese nicht unbedingt automatisch dafür verwendet werden können, Bomben zu bauen. Oder: wer die Wikipedia-Seite über Schwarzpulver verbieten will, wird sicher damit scheitern. Mit Schwarzpulver kann man Bomben bauen, die funktionieren.

Es geht immer darum abzuwägen – das Interesse der Freiheit gegenüber zum Teil berechtigten Partikularinteressen, diese einzuschränken. Ich entscheide mich immer zugunsten der Freiheit der Information und der, sich informieren zu können. Ich wäre erfreut, wenn das auch andere zu tun würden. Leider ist meine Meinung, die ich für selbstverständlich halte, auch unter Kolleginnen und Kollegen nicht allzusehr verbreitet. Hier blogge und schreibe ich. Ich kann nicht anders. Und höhere Wesen sollten sich ganz raushalten.