Deutschland im November – von Revolution und Verrat

Revolution

Der heutige Tag, der 9. November, verkörpert wie kein anderer die deutsche Geschichte. Am 9.11.1848 wurde Robert Blum, ein Revolutionär aus Köln und Vizepräsident des Frankfurter Vorparlaments, in Wien erschossen. Blum war während der Märzrevolution 1848 Vertreter des republikanischen Flügels und würde heute von der CDU als „Linksextremist“ diffamiert werden. Man sieht: Die Rechte ist sich immer treu geblieben in Deutschland.

Jedes Schulkind sollte heute etwas von den Novemberpogromen 1938 gehört haben – die größten antisemitischen Ausschreitungen im „Land der Dichter und Denker“ seit dem Mittelalter. 2000 Jahre christlicher Antijudaismus war die Basis, ohne die der organisierte Judenmord nicht denkbar gewesen wäre. Auch das wird gern verschwiegen. Die heutigen Evangelen haben gerade ihre Reformation in der Kirche gefeiert, an deren Mauern noch heute die Judensau zu sehen ist.

Am 9. 11. 1989 fiel die Berliner Mauer. Am 9.11.2001 beschloss der Deutsche Bundestag das Anti-Terror-Paket, in dem unter anderem das Religionsprivileg im Vereinsrecht abgeschafft wird, um das Verbot „islamistischer“ Organisationen zu ermöglichen. Am 9.11.2007 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung. Es scheint, als sei der 9. November ein Schicksalstag, an dem mit großer Wahrscheinlichkeit irgendein Unheil in Deutschland geschieht.

Mein Lieblingsdatum ist aber der 9.11.1918 – die deutsche Revolution. Die scheiterte leider, wie alle Revolutionen in Deutschland. Aber die Guten haben es immerhin versucht. Diese Revolution mag ich besonders, weil sie so gar nicht typisch deutsch ist, außer in ihrem Ende. Ich hätte gern in jenen Tagen gelebt, aber ich wäre vermutlich schnell erschossen worden und könnte daher heute nicht bloggen.

Auf der Website des Deutschen Historischen Museums zum Thema lesen wir: „Am Morgen des 9. November erreichte die Revolution die Reichshauptstadt. Aufgerufen von Revolutionären Obleuten, zumeist dem linken Flügel der USPD nahestehende Vertrauensleute in den Betrieben, traten die Berliner Arbeiter in den Ausstand. Zu Hunderttausenden formierten sie sich zu gewaltigen Demonstrationszügen durch das Zentrum. Ihnen schlossen sich die Soldaten der drei Jägerbataillone an, die zu diesem Zeitpunkt als einzige Truppen in Berlin stationiert waren. Auf Flugblättern bekundeten die Demonstranten ultimativ ihren Willen zum Bruch mit dem monarchischen Obrigkeitsstaat und zu einer umfassenden Neugestaltung der politischen Verhältnisse.“

Die Revolution endete, wie die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser sicher wissen, in der Ermordung der Anführer der Linken, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Es muss unbedingt erwähnt werden, dass die Mörder Liebknechts und Luxemburgs, die namentlich bekannt sind, vor Gericht freigesprochen wurden. Das Urteil wurde vom SPD-Minister Gustav Noske unterschrieben und gebilligt. Man müsste heutige Sozialdemokraten mal fragen, ob sie wissen, wer Noske war und welcher Partei er angehörte.

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Kommentare

7 Kommentare zu “Deutschland im November – von Revolution und Verrat”

  1. hfi am November 9th, 2008 1:55 pm

    Mistkerl! Den Robert Blum haste mir weggenommen ;-). Den vergessen die meisten, wenn vom 9.11. die Rede ist…

    Ansonsten: Und wie die das wissen, wer Noske war! das glaube mal!

  2. hfi am November 9th, 2008 7:23 pm

    fast richtig, burks. es gab geringstfügige haftsrafen…und später unter den nazis na klar haftentschädigung:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Liebknecht#Strafverfolgung_der_M.C3.B6rder

  3. hfi am November 9th, 2008 7:24 pm

    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Liebknecht#Strafverfolgung_der_M.C3.B6rder

    geringe haftstrafen, dann unter den Nazis na klar Haftentschädigung.

  4. jorge am Mai 20th, 2014 7:42 pm

    2000 Jahre christlicher Antijudaismus war die Basis….
    sicher haben Sie Theologie studiert, und einige Vorlesungen verpasst, andernfalls wüssten Sie, dass die ersten Christen ausschliesslich Juden waren, und von konservativen Juden bis aufs Blut verfolgt wurden.
    Soviel zu christlichem Antijudaismus.
    LG

  5. admin am Mai 20th, 2014 7:49 pm

    Theologie habe ich natürlich nicht studiet. vgl. aber http://www.heise.de/tp/artikel/12/12893/1.html

  6. Burks' Blog am November 9th, 2019 3:58 pm

    […] Reprint vom 09.11.2008 […]

  7. 11. November, revisited : Burks' Blog – in dubio pro contra am November 9th, 2021 6:58 pm

    […] Reprint vom 09.11.2008 […]

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