Walther von der Vogelweide und der Warenfetisch

Der Schockwellenreiter hat über mich gebloggt. Wir wohnen beide in Neukölln, sind beide verheiratet, haben beide einen Hund, bloggen beide, und waren beide „Tutor in WikipediaLogo Wolfgang F. Haugs legendären ‚Kapital‘-Kursen“, wie ich vorgestern schrieb („Karl Marx, übernehmen Sie!“). Aber, und das muss hier gesagt worden, es gab einen wesentlichen Unterschied, obwohl wir nicht zeitgleich Tutor waren. Ich war damals der einzige Maoist in Haugs Truppe. (Nur an Nora Rätzel kan ich mich noch erinnern.). Der Marx-Exegetiker Haug war weitaus toleranter und flexibler als seine Groupies, die fast alle in der SED-Tarnfirma SEW waren oder in deren Tarnfirma „Aktionsgemeinschaft von Demokraten und Sozialisten (ADS)“.

Haug mochte mich irgendwie. Ich kann mich noch gut erinnern an mein „Philosophikum“ Ende der 70-er, der Zwischenprüfung im Fach Philosophie, als der linke Haug mich schmunzelnd betreuen und prüfen musste bei meinem gewählten Thema „Walter von der Vogelweide und der Fetischcharakter der Ware“, und die stockkonservaitven anderen Professoren, die mich ebenfalls in die Mangel nahmen, total glücklich waren, dass sie endlich etwas verstanden und dass so ein Ultralinker sich für Mittelhochdeutsch interessierte. Ich bekam – und darauf bin ich wirklich stolz – ein „Sehr gut“.