Hildegard von Broder

Laut FAZ erhält Henryk M. Broder den Hildegard-von-Bingen-Preis (Die Dame „gilt als erste, aber nicht typische Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters.“). Broder dazu: „In meiner Jugend war ich ein bekennender Atheist. (…) Später wurde ich Agnostiker, aus Gründen der Logik: Wenn man nicht beweisen kann, dass es Gott gibt, kann man auch nicht beweisen, dass es ihn nicht gibt. Und heute, älter und reifer geworden, glaube ich an Gott. Ich bin überzeugt, dass es ihn gibt, mag er nun Christ, Jude, Muslim, Buddhist, Hindu, Zarathustraner, Mann, Frau oder ein Alien sein. Ich glaube nur nicht an den gütigen, gerechten, allmächtigen Gott. Der Gott, an den ich glaube, ist ein Sadist und ein Zyniker, ein Witzbold und ein Chaot.“ Und: „Ich sorge dafür, dass der Messias nicht kommt und der ganz normale irdische Betrieb weitergeht. Ich sorge dafür, dass Juden und Christen weiter ihre Kirchensteuern zahlen, dass die Priester und die Rabbis nicht arbeitslos werden, dass die Bahnhofsmission, die Caritas, das Müttergenesungswerk und die Aktion Mensch weiterarbeiten können. Und jedes Jahr der Hildegard-von-Bingen-Preis verliehen werden kann.“

Sehr schön auch Broders Passagen über Ersatzreligionen wie den Kommunismus und Barack Obamas „Yes, we can“, das erstens tpyisch für die real nicht existierende Linke in den USA ist, die an soziale Gerechtigkeit nur denken könnte, wenn das eine theologische Kategorie wäre und zweitens zeigt, dass ich vermutlich Recht haben werde mit meiner prophetischen Aussage, dass Obama scheitern wird, weil die USA ein zu rassistisches, bigottes und reaktionäres Land sind, als dass ein liberaler Prediger Präsident würde. (Ein viel zu langer Satz, und ich schweife zu sehr ab.)

Das Schönste kommt bei Broder zum Schluss: „Je länger das ‚Dritte Reich‘ tot ist, umso heftiger wird der antifaschistische Widerstand. Bringen Sie etwas Leben in die Erinnerungssülze, stehen Sie auf, und rufen Sie: ‚Und was ist heute mit den Baha’i?‘ Man wird Sie für verrückt halten. Machen Sie es trotzdem. Hildegard von Bingen hätte es auch getan. Verlassen Sie sich nicht auf Gott, Sie wissen doch: Es rettet uns kein höh’res Wesen, / kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. / Uns aus dem Elend zu erlösen / können wir nur selber tun!“