John Updike: Licks Of Love | Wie war’s wirklich

Updike

Heute empfehle ich von John Updike: Licks Of Love. Short Stories (dt. Wie war’s wirklich, 2004, Rowohlt). Ich habe mich gewundert, dass ich bei meinem Faible für US-amerikanische Schriftsteller Updike noch nicht gelesen hatte, dem „wohl besten Chronisten der amerikanischen Middle Class“. Zudem mag ich Kurzgeschichten, eine typisch amerikanische Literaturgattung. Zu der ihr eigenen lakonischen Sprache ist wohl nur das Englische à la Hemingway und Jack London in der Lage. Ich könnte Updike im Original lesen; mein Englisch ist jedoch zu schlecht, als dass ich viel Spaß daran hätte.

Die deutsche Übersetzung von „Wie war es wirklich“ ist außergewöhnlich gut. Alle Stories handeln von Männern, die sich mehr oder weniger nostalgisch an ihre Affären oder andere wichtige Ereignisse von früher erinnern. Mir gefällt der tiefschwarze, aber dennoch leichte Zynismus: „Wie merkwürdig es war, wieder auf einer Party zu sein, wo die Frauen noch menstruierten.“ Oder der Klappentext: „Erinnerungen an das sexuelle Paradies der Sechziger, als man sich getrost nachts um eins mit einer Frau verabreden konnte, weil man sicher war, dass die eigene bei deren Mann schlief.“

Sehr hübsch auch die Geschichte „Die Katzen“ – der Held muss auf dem Bauernhof seiner verstorbenen Mutter darüber nachdenken, wie er die mindestens 40 Katzen loswird, die diese gefüttert hat. Ein Nachbar sieht das pragmatisch: „Ja also, ich könnte die Schrotflinte nehmen und zur Abendbrotzeit rübergehen, wenn sie sich auf der Veranda versammeln. Ein paar wären dann schon mal weg, und für die anderen ist es vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass sie türmen. Wenn du willst, frage ich Adam, ob er mit seiner Murmeltierbüchser rüberkommt.“ Kein Wunder, dass ein Städter so mit Katzen nicht einfach umgehen kann und will.

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