Obama vs. Clinton

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Vorab: Wäre ich Amerikaner, ich wüsste noch nicht, ob ich Clinton oder Obama wählen würde. Als Deutscher fühle ich mich von den hiesigen „Online“-Medien unzureichend informiert – die sind noch nicht einmal in der Lage, einen Link zu den beiden Kandidaten zu setzen. [Spiegel Online ist ein gutes Beispiel für eine perfekte Autopoiesis.]

Eines scheint unstrittig: Die Wähler der Demokraten sind tolerant und flexibel, mehr als bei den Republikanern: Sie können sich gut vorstellen, auch den jeweils anderen Kandidaten zu wählen. Bei den Rechten ist McCain nicht sicher, ob er auch die Ultrarechten für sich gewinnen kann. Offenbar will Huckabee so viel Stimmen erzielen, dass er als Vizepräsident gesetzt wäre, falls McCain gewinnt.

Da die Rechte – wie in Deutschland – das Thema Sicherheit ansprechen wird, wäre Obama als junger und relativ unerfahrener Kandidat eher im Nachteil. Die Massen wählen in der Regel Opportunisten. Hillary Clinton hat für den Irak-Krieg gestimmt, ihre Meinung jetzt aber geändert; Obama war schon immer dagegen. Es steht zu befürchten, dass die Schwung seiner Kampagne nur die betrifft, die ohnehin schon die Demokraten wählen würden. Falls die Außenpolitik eine der zentralen Fragen im Wahlkampf wäre, was angesichts der traditionellen Selbstbezogenheit der Amerikaner nicht automatisch der Fall ist, hätte Clinton mehr Chancen, die Unentschlossenen auf ihre Seite zu ziehen. Obama verströmt auf seiner Website ein wenig die Aura eines Bonsai-Messias. Der Mann, der Führer, der aus der Masse herausragt, erinnert mich immer an die Agitprop der PKK.

Originelles zum Thema habe ich in deutschen Medien nicht gefunden – mit einer Ausnahme. Die Zeit schreibt etwas Interessantes über die Partei-Apparatschiks der Demokraten:

„Zwar hat sich die Hälfte der gut 800 Superdelegierten, die sich aus Parteifunktionären der Demokraten rekrutieren und in ihrer Wahlentscheidung keinem populären Votum verpflichtet sind, bislang noch nicht für einen der beiden Kandidaten entschieden. Wenn jedoch die Superdelegierten auf dem Parteitag im späten August gegen den Mehrheitsbeschluss der Demokraten-Wähler Hillary Clinton zur Kandidatin krönen sollten, dann ist fraglich, was das für die Wahlen im November bedeutet – zumal, nachdem die Wähler in Michigan und Florida als Folge von Machtspielen zwischen der Parteiführung auf Staats- und nationaler Ebene bereits faktisch entmachtet worden sind.“

Die Apparatschiks gewinnen übrigens immer.