Drill für Dumpfbacken!

Ein Artikel von mir in der Jungle World (17.01.2008): „Drill für Dumpfbacken! – Wann immer Einwanderer bei einer Debatte in Deutschland eine Rolle spielen, setzt sich der rassistische Konsens durch. Das zeigt die gegenwärtige Diskussion um gewalttätige Jugendliche.“ [mehr…]

Leider ist der Schluss gestrichen worden. Er lautete: „Auf einen groben Koch gehört ein grober Keil, sagt der Volksmund. Leider reagiert die Linke, wer auch immer das sei, nur mit Klagen und Jammern, statt selbst Forderungen aufzustellen, über die die Medien garantiert berichten würden. Der Altmeister der griffigen Parolen, Bertold Brecht, hat dazu schöne Vorlagen geliefert: ‚Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht‘, sagt die Heilige Johanna der Schlachthöfe. Und, etwas frei formuliert, um die Perspektive geradezurücken: ‚Was ist das Verprügeln eines Passanten gegen das Betreiben eines Abschiebeknastes?'“

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Kommentare

14 Kommentare zu “Drill für Dumpfbacken!”

  1. hfi am Januar 17th, 2008 12:55 pm

    naja, kein Einwand zunächst, nur sollte man nie in Immigranten-Idyllik machen.

    Ein wesentlicher Beitrag dazu, Rassisten kalt die Diskurstür zu weisen, wäre der, in Einwanderern weder „Scheiß-Neger“ noch edle Wilde mit reinem Herzen zu sehen. Natürlich gibt es auch Gewalt und Rassismus durch Einwanderer – nur ein Idiot kann das bestreiten – und solange der verblödete, angelinkste, bachblütentherapierte deutsche rotgrün Mittelstand sich hier der Realität verweigert, wird Koch immer ranzuzocken versuchen (obs diesmal langt, ist ne andere Sache). Man muss Rassismus immer Rassismus, Gewalt immer Gewalt nennen – und Rassismus und Gewalt sind nunmal nicht in Ordnung. Mir schon klar, dass nur der „Scheiss-Neger“-Rassismus staatlich durchgesetzt wird, durch Ausländergesetz und Abschiebeknäste, nicht der „schweinefleischfressende deutsche Fotze“-Rassismus. Mir schon klar, dass Koch klammoffen jubelt über jeden „Fall“, der ihn erreicht (wir dürfen davon ausgehen, dass sein Wahlkampfteam eifrigst Polizeiberichte durchforstet). Wir brauchen auch über Bootcamps nicht zu reden. Aber rassistisch sind selbstverständlich beide Labels, und man muss es sagen.

    Somit, zu Deiner (weggekürzten) Abschlußfrage: Das Verprügeln eines Passanten ist das Verprügeln eines Passanten (ein Passant ist keine Bank! Eine Person, keine Institution!), punkt. Willst Du der sein? Glaubst Du, dass von den – es gibt sie ja, machen wir uns nichts vor – gettoisierten, gewaltbereiten, bildungsschwachen und übrigens häufig auch antisemitischen jungen männlichen Einwanderern* politisch irgend etwas ausgeht?

    *Ich habe mehrfach deutlich gemacht, woher ihre Gewaltbereitschaft kommt, und insbesondere, woher nicht (sie hat nichts mit ihrer „Ethnie“ zu tun, was immer Ethnie heißt).

  2. admin am Januar 17th, 2008 1:48 pm

    „Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ – Die Dreigroschenoper, Bild 9, 1928
    http://de.wikiquote.org/wiki/Bertolt_Brecht

  3. hfi am Januar 17th, 2008 1:57 pm

    öhm, ja, der Name Brecht sagt mir dumpf etwas ;-)

  4. hfi am Januar 17th, 2008 2:08 pm

    PS: Du meinst vermutlich: Auch Brecht redet über Handelnde, nicht über Institutionen. Na gut, indessen redet er über die gesellschaftliche Rolle dieser Handelnden (Gründung einer Bank). Der Passant hat keine. Vielleicht ist er n NPD-wählendes Arsch, vielleicht bin es ich, oder Du bist es.

  5. mucksy am Januar 17th, 2008 2:19 pm

    ‘Was ist das Verprügeln eines Passanten gegen das Betreiben eines Abschiebeknastes?’”

    es ist schlechter [weil gar nicht] legitimiert

    „Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht.“

    Unterschiedslos jede Gewalt? Hilft es, burks‘ Weib zu vergewaltigen, seine Töle zu erschlagen, sein Büro zu verwüsten, ihn vom hohen Ross zu schießen?

  6. hfi am Januar 17th, 2008 2:26 pm

    Und wozu sollte das helfen, Mucksy? Um die nationale Rrrrrevolutzion zu befördern?

    Noch was zu „Ausländer“-gewalt, habs vor kurzem gelesen, finde aber Quelle gerade nicht: getto-jungs (egal, welche Herkunft) haben nicht zuletzt deswegen eine höhere Gewaltrate, weil sie sich häufig gegenseitig verbeulen. es wird ja immer suggeriert: „die“ greifen „uns“ an… Ich recherchier nachher mal…

  7. hfi am Januar 17th, 2008 4:26 pm

    http://www.skpr-bielefeld.de/dokumente/Fachtagung_Jugend+Gewalt_1.pdf

    schonmal interessante, differenzierte Zahlen; dort auch der beleg, dass Jugendliche eben nicht nur Täter sind sondern auch Opfer (16jähriger verkloppt 16jährigen). Ich finde dort noch nichts darüber, dass meine obige These, gettoisierte Gruppen würden sozusagen (Revierkämpfe und dergl) primär sich untereinander beueln, belegt.

    ah, hier, zumindest in andeutungen:

    http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/jugendgewalt101105.pdf

    dort S. 3: VERSCHIEDENE (natürlich nicht gleiche!) Migrantengruppen üben untereinander überdurchschnittlöich viel Gewalt aus. Will sagen: Igor oder Mustafa beueln den Dieter, richtig (und umgekehrt natürlich auch!), da aber Gewalt eine soziale Komponente hat, sowohl Igor als auch Mustafa überdurchschnittlich häufig sozial benachteiligt sind, beulen sich eben sehr häufig Igor und Mustafa miteinander (sehr gerne auch Türken/Kurden), was dann in die Statistik eingeht. Und Herr Koch suggeriert, indem er mal wieder einen Volkskörper, ein von außen bedrohtes Volksganzes imaginiert, „wir Deutschen“ würden sozusagen ständig von „denen“ angegriffen.

    Pfeiffers Erklärungen sind nicht immer brauchbar (den Mythos vom Gewaltvideo wird man ihm nicht mehr ausreden können), aber seine zahlen sind interessant.

    Im übrigen belegen sie: Gewalt nimmt ab, nur das Anzeigeverhalten nimmt zu.

    Mal so zur Anregung.

    Eine bemerkung noch: die sog. Hooligan-Gewalt. Sie hat fast etwas von fight club. Es betrifft kaum je einmal unbeteiligte, eignet sich aber als Mythos gut.

  8. MH am Januar 17th, 2008 6:28 pm

    Eine Frage habe ich dennoch,

    heute steht in der Süddeutschen ein bericht über den ersten muslimischen Bürgermeister in den Niederlanden. Dort wird unter anderem von hoher Gewalt in der Stadt und „problemen“ durch Migranten berichtet.
    Wenn man die Thesen aus Nazis sind pop für richtig erachtet, dann dürfte es so etwas doch gar nicht geben?
    Die niederlande wird im Buch als Staatsbürgernation ausgegeben (oder irre ich mich?) s
    Warum bestehen dann trotzalledem so massive Probleme? Und auch der neue Bürgermeister redet viel über „integration“.
    Das konzept der Staatsbürgernation scheint also nicht genug zu sein. Wie erklärt das durchaus verständlich recht auf differenz der einwanderer, das im buch gefordert wird die bildung massiver parallelgesellschaften, die weder urspüngliche werte ihrer ehemaligen heimat, noch der neuen für angemessen halten???
    Diese Frage finde ich hochinteressant. mein horizont schein nicht auszureichen, als dass ich mir eine Lösung zurechtlegen kann.

    Ich bitte um hilfe!

    Danke

  9. admin am Januar 17th, 2008 6:40 pm

    MH@ Das lässt sich kaum beantworten, wenn man die Situation dort nicht etwas besser kennt. Vermutlich gäbe es das schiere Chaos, wenn die Einwanderer in Holland auch noch Ausländer wären und kaum Chancen hätten, einen Job zu kriegen. Aber Probleme gibt es immer, vor allem auch dann, wenn die Einwanderer aus einer anderen sozialen Schicht kommen als die Eingeborenen. Vergiss nicht, dass zB viele Einwanderer aus der Türkei hier aus dem bäuerlichen Teil Anatoliens kommen, die verhalten sich eben nicht wie ein türkischer Intellektueller in Ankara und kennen auch keine Mülltrennung. Das hat aber mit dem „Türkischen“ wenig zu tun. Wenn unser dauerarbeitsloses Ost-Prekariat in die Türkei auswandern würde, gäbe es auch Probleme….

  10. MH am Januar 18th, 2008 8:15 pm

    Das problem in Deutschland ist doch aber, dass selbst wenn die Ausländer zu Deutschen gemacht würden, sie dennoch nicht vor rassistischer Diskriminierung geschützt wären. Sie wären zwar juristisch gleichgestellt (was sicherlich für die betroffenen enorme vorteile mit sich brächte) aber auf der Straße wären sie immer noch als Türke, Russe oder Afrikaner … gegen die Meinung wir haben „zu viele Ausländer in Deutschland“ würde man mit dem Argument „mehr einbürgern“ nichts ausrichten, da es den Leuten ja vor allem darum geht, dass wir „zu viele reinlassen“. Und dann auch noch Anatolische Bauern, die nicht mal was von IT verstehen (also nicht mal mit reinem ökonomischen Nutzen zu begründen sind). Ich überspitze absichtlich. Übrigens ist die Begründung, dass das Recht der Freizügigkeit ein Menschenrecht ist, falsch (http://www.berlin.de/datenschutz/recht/de/gg/gg1_de.htm#art3)
    Auch in die Fassung der UN hat Einschränkungen:
    http://www.humanrights.ch/

  11. MH am Januar 18th, 2008 8:16 pm

    Würde über das thema gerne mal auführlicher mit dem admin diskutieren :) Hochinteressant!

  12. admin am Januar 18th, 2008 8:23 pm

    Wofür gibt es die Kommentarfunktion :-)

  13. hfi am Januar 18th, 2008 10:17 pm

    @ MH – und deswegen, weil hier in D Rassismus herrscht (was er tut!), muss man die „Ausländer“…ja was denn nun? rausschmeißen? Nicht mehr reinlassen? Das hieße ja wohl, den rassisten Einfluß einzuräumen. Was heißt „hieße“, wieso Konjunktiv. Sie haben ihn ja, denn sie stellen die Mehrheit (oder zumindest eine qualifizierte Minderheit). Genau so wurde zB 1993 Änderung Atr 16 GG ja begründet. Wir dürfen die nicht hier haben, da „die“ nun einmal leider Rassismus verursachen, und watt sacht dat Ausland dann wieder! Eine infamere Täter-Opfer-Vertauschung ist ja wohl kaum denkbar! „Die“ verursachen natürlich keinen Rassismus, sondern machen ihn sichtbar.

    Rassismus findet immer im Kopf des Rassisten statt, nirgends sonst. Alle Rassismen stehen still, wenn Dein kluger Kopf es will!

  14. MH am Januar 19th, 2008 2:15 pm

    Ich bleibe dabei: Einbürgerung hilft gegen Rassismus nicht. Und auf die Lösung dieses Problems (also was tatsächlich gegen Rassismus hülfe) will ich hinaus. Der rassismus richtet sich ja eben nicht gegen „die“ Ausländer, sondern nur gegen bestimmte „erkennbare“. Wie auch im Buch geschrieben wird: Dem Rassisten ist der Pass egal“. Und der Ausländerdiskurs trägt noch dazu bei, dass die rassistischen Ideen von vielen nicht mal als das erkannt werden was sie sind. Man ist ja nicht Rassist („nein, das sind nur die Rechtsextrmen!“) sondern man ist halt („wie alle“) gegen Ausländer. Wirklich schlimm finde ich es, dass nach mehr als 7 Jahren seit dem es das schöne (Nazis sind pop) Buch jetzt schon gibt, sich nichts geändert hat. Wahnsinn!
    Übringens auch sehr lustig: In einem kleinen Artikel „Zivilcourage gegen rechts“ (so ähnlich im Konstanzer Anzeiger) wurde sogar ein zitat (allerdings einer anderen Zeitung) aus dem Buch gebracht. Man sollte doch, wenn man das schon tut zumindest das Buch lesen – oder noch besser: auch verstehen. Anscheinend wurde das nicht getan, anders kann ich mir solchen Blödsinn nicht erklären. Die schreiben da (sinngemäß): Zivilcourage gegen rechts (bla bla) … und dann gegen ende kommts: In dem Buch Nazis sind pop weißt Burkhard Schröder darauf hin, dass der klassische Nazi längst nicht mehr reals existiert. Aber diese Aufforderung zur Zivilcourage ist ja genau auf den klassischen „Skinhead“ -lol- gemünzt! Lächerlich

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