Alle reden von Saddam Hussein. Wir nicht. Wir reden von Bernard Dowiyogo, Jahrgang 1946, Präsident der kleinsten Republik der Welt. Seine Vorgänger im Amt hießen vor gut hundert Jahren Wilhelm Knappe und Franz Sonnenschein. Diese trugen noch den Titel Reichskommissare. Die Rede ist von Nauru im Pazifik. Und dort ist es so anstrengend Präsident zu sein, trotz des vielen Sonnenscheins, dass Dowiyogo jetzt elf Stunden lang am Herzen operiert werden musste. Aber nicht in Nauru, sondern in Washington.
Der Präsident Naurus (www.worldstatesmen.org/Nauru.html war auch Aussen- und Wirtschaftsminister. Die Personaldecke für politische Ämter in Nauru ist dünn, so viele Leute gibt es auf den einundzwanzig Quadratkilometern Staatsgebiet nicht. Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1968 gab es 19 Präsidenten (www.y-land.net/nauru/fakten_regierung.php), aber fünf Mal wurde Dowiyogo gewählt. Wo er sein Amt ausübte, ist nicht klar, denn es gibt auf Nauru keine Hauptstadt. Dennoch waren die Einwohner nicht arm, denn die Insel war reich an Phosphaten. Nur sind die Vorkommen jetzt fast versiegt. Und mehr als vierzig Prozent der arbeitenden Bevölkerung stammt aus den Nachbarstaaten Kiribati - wo die Franzosen gerne Atombomben abwerfen, Tuvalu und den Philippinen. Die Online-Reiseführer vermissen auf Nauru die protestantische Arbeitsethik:
Zitat: |
Die eigentliche nauruische Bevölkerung lebt relativ sorglos in den Tag hinein; viele haben keinen geregelten Tagesablauf. Man vertreibt sich die Zeit hauptsächlich mit dem Fangen und Züchten von Fregattvögeln. |
Und da die alle so sorglos sind, sind sie vermutlich schwer zu regieren, also just das Gegenteil der Deutschen, die immer Sorgen haben und leicht zu regieren, weil immer gehorsam sind.
Warum reden wir also von Bernard Dowiyogo? Vor drei Jahren, im September 2000, hat er eine Rede vor den Vereinten Nationen (www.scoop.co.nz/mason/stories/WO0009/S00071.htm) gehalten, die es wert ist zitiert zu werden:
Zitat: |
On the other Hand, our Melanesian brothers and sisters in West Papua are still striving to break the the imposition of colonial domination and foreign control, following the so-calles "Act of free choice" in 1969. IIt is imperative that West Papua be giben the righful opportunity of a democratic referendum of its indigenous peoples, to exercise at last their right of self-determination. |
Selbstbestimmung ist also etwas, worauf dieser unbedeutende Präsident eines ebenso unbedeutenden Landes großen Wert legte, obwohl es ihm und seinen Bewohnern vermutlich besser gegangen wäre, hätten sie sich irgendeiner paternalistischen Großmacht an den Hals geworfen.
Schade um den schwer zuckerkranken Präsidenten. Er ist am 10. März gestorben. Die Vereinten Nationen hätten vielleicht die selbstbewusste Stimme ihres kleinsten Mitglieds gebraucht. Requiescat in pace bzw. Friede seiner unverstrahlten Asche.
13.03.2003
© BurkS |