DE MORTUIS NIL NISI BENE Schönhubers Franz ist totVon Burkhard Schröder
Warum eigentlich soll man über die Toten nur Gutes reden? Robert Leicht, ein Verehrer höherer Wesen, sagt trefflich in der Zeit: "...obwohl da wörtlich steht: es solle nur gut, also trefflich geredet werden." Franz Schönhuber ist also gestorben. Womit wir endlich wieder bei dem Thema "kackbraune Kameraden" wären. Und die treten selbst beim Tod eines ihrer Prominenten kräftig nach, zum Beispiel im N-TV-Forum: "Endlich kann über Aktuelles und Personalien der Republikaner diskutiert werden, ohne daß Franz Schönhuber seinen Senf dazu gibt." Immerhin findet man im Nachruf des braunen Kameraden Gerhard Frey Junior sogar ein wahres Wort, das Schönhuber dem Wendehals Stoiber nachgeworfen hat.
Willi Winklers Nachruf in der Weltwoche ist fair und wirkt nicht bemüht und verkrampft wie fast alle anderen: "In der milden SPD wirkte Schönhuber als Linker, erfreute sich aber zugleich der Gunst des allmächtigen Strauss und durfte sich in dessen CSU und dem angeschlossenen Bayrischen Rundfunk zu Höherem berufen fühlen. Damit war es fast über Nacht vorbei, als er in dem Buch «Ich war dabei» (1981) von seiner Zeit bei der Waffen-SS erzählte. Schönhuber beschloss, nun erst recht Politiker zu werden, übernahm die Republikaner und erschreckte vor allem die Konservativen, als er 1989 mit der heftig geschürten Angst vor Ausländern in Berlin 7,5 Prozent der Stimmen erreichte. Schönhuber selber war nie so platt wie die Parolen seiner Partei, die ihn schliesslich ausschloss."
Warum also sollte man sich posthum mit ihm beschäftigen? Ganz einfach: Warum hat niemand gemerkt, wes Geistes Kind Franz Schönhuber war, bevor er sich als Ex-SS-Mann öffentlich outete? IDGR schreibt: "1974 wurde er Vorsitzender des Bayerischen Journalistenverbandes sowie Mitglied des Deutschen Presserats. (...) Der Ehrenvorsitz beim Bayerischen Journalistenverband wurde ihm im Mai 1982 aberkannt. (...) 1981 schrieb er das autobiographische Buch "Ich war dabei", in dem er den Nationalsozialismus verharmloste. "
Auf der Website Schönhubers steht zu lesen: "1987 stellte die 25. Strafkammer des Landgerichts München 1 im Rahmen eines Beleidigungsprozesses, den Schönhuber gegen einen Journalisten gewann, fest, dass aus seiner Autobiographie eine deutliche Distanzierung zum NS-Regime spreche."
Über seine Zeit im BJV, dem bayerischen Landesverband des DJV, schrieb Schönhuber: "Die konservativen Journalisten aber erinnerten mich daran, dass der BJV schließlich ein Standesverband wäre und keine gewerkschaftliche Vereinigung wie die konkurrierende dju, die 'Deutsche Journalisten Union' (...) Im Gegensatz zur umtriebigen dju hielt sich beim DJV eine aktive Teilnahme der Journalisten an der Arbeit ihrer Organisationen in engen Grenzen. Interessiert an der Verbandstätigkeit zeigte man sich vor allem dann, wenn es ums Geld ging, also bei den Tarifverhandlungen und bei Verhandlungen um Rabatgewährungen [sic]. Weit größer als bei Verbandstagen war der journalistische Auftrieb bei den Pressebällen. Da fühlte man sich auf gleicher Augenhöhe mit Verlegern und Politikern. Da aber gerade die hierarchisch hoch angesiedelten Journalisten sich für die 'Vereinsmeierei' zu fein waren, rückten hauptsächlich Journalisten aus Provinzzeitungen und niederen Rängen in die Vorstände der Verbände ein."
Auch wenn Schönhuber mit seinen politischen Ansichten fast immer in den mit brauner Modder gefüllten Straßengraben fuhr: Hier hat er ausnahmsweise Recht. Es ist heute immer noch so. Nur dass der DJV mittlerweile zu einer Gewerkschaft mutiert ist. An die Vergangenheit will man sich nicht mehr erinnern. Wer nur fragt oder Thesen aufstellt, ob eine Journalisten-Gewerkschaft noch sinnvoll sei, der wird gleich ausgeschlossen.
Schönhuber war der gesellschaftlich hoffähige braune Kamerad par excellence. Wenn er nicht selbst gesagt hätte, hätte es niemand gemerkt. In den demokratischen Parteien sind noch viele Schläfer wie Schönhubers Franz.
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