HANDBUCH FÜR BLOGGER UND CYBER-DISSIDENTEN Menschenrecht auf Bloggen?Von Burkhard Schröder
Das Ding ist subversiver, als es sich anhört: Handbuch für Blogger und Cyber-Dissidenten. Reporter ohne Grenzen (ROG) hat es auf ihrer Website zum Download bereitgestellt. ROG setzt sich für das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit und für die Rechte von Journalisten ein. (Ja, ich bin stolz, dort Mitglied und Kassenprüfer zu sein.)
"Blogs get people excited. Or else they disturb and worry them. Some people distrust them. Others see them as the vanguard of a new information revolution. Because they allow and encourage ordinary people to speak up, they’re tremendous tools of freedom of expression.
Bloggers are often the only real journalists in countries where the mainstream media is censored or under pressure. Only they provide independent news, at the risk of displeasing the government and sometimes courting arrest.
Reporters Without Borders has produced this handbook to help them, with handy tips and technical advice on how to to remain anonymous and to get round censorship, by choosing the most suitable method for each situation. It also explains how to set up and make the most of a blog, to publicise it (getting it picked up efficiently by search-engines) and to establish its credibility through observing basic ethical and journalistic principles."
Was ist daran subversiv? Ganz einfach: Keine Journalisten-Organisation in Deutschland wird es ehrlichen Herzens empfehlen, vielleicht noch nicht einmal die deutsche Sektion von ROG. "Practical advice and technical tips to help bloggers stay anonymous and get round censorship." Dürfen deutsche Journalisten anonym publizieren? Die Aufregung war groß, als vor wenigen Monaten zwei Blogs online gingen, die sich mit dem bayerischen Landesverband des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) beschäftigten: Recherchegruppe Bayern und BJV & DJV transparent. Die Qualität der beiden Blogs ist gleich mehrfach indiskutabel - aber darum geht es nicht: Derjenige, der im Verdacht stand, es zu verantworten, wurde gemobbt und mit einem Ausschlussverfahren überzogen.
O ihr Heuchler! Sie reden sich hier damit heraus, dass es in Deutschland keine Zensur gebe. Aber das ist nicht wahr. In Nordrhein-Westfalen gibt es Zensur, und die dortigen Medien und Journalisten-Organisationen haben das mehr oder minder akzeptiert. Die Zensur ist nie nackt. Hierzulande kommt sie im Kostüm des Jugendschutzes oder des sogenannten Kampfes gegen Rechts einher, in China heißt sie Kampf gegen Subversion. Natürlich sollten Blogger, schon in eigenem Interesse - um ernst genommen zu werden -, möglichst fair und objektiv sein. Aber die, die sie angreifen, werden natürlich das Gegenteil behaupten. By the way: Lest und studiert die Worte der Bloggerin Yan Sham-Shackleton aus China und handelt nach ihren Weisungen!
Lesen und studieren: "How to blog anonymously und "Technical ways to get around censorship". Noch einmal ganz langsam von vor: Alle Menschen haben das Recht, anonym zu bloggen und die Obrigkeit anzugreifen. Auch in Deutschland.
Und der DJV und ver.di werden das nie und nimmer auf ihre Fahnen schreiben, sondern verschämt schweigen. Der Papiertiger Presserat und andere Reichsbedenkenträger könnten etwas dagegen haben. Und auf den jeweiligen Verbands- oder "Gewerkschafts"tagen wird sich niemand trauen, seine Kolleginnen und Kollegen aufzufordern, anonym zu bloggen. Es könnte ja sein, dass Opponenten der "Gewerkschafts"-Führung auch hier im schönen Deutschland auf die Idee kämen, etwas zu sagen, was denen nicht in den Kram passt. Wo kämen wir denn da hin!
"Handbook for bloggers and cyber-dissidents" (pdf, 1,6 MB) - "Handbook for bloggers and cyber-dissidents (printer friendly, pdf, 3,4 MB). |