ES BEGAB SICH ABER AUF EINER INTERNETSEITE Sauberer KopfschussVon Burkhard Schröder
Es geht doch nichts über intelligente und medienkompetente Leserinnen und Leser. Kaum hatte ich in diesem kleinen Internet-affinen frauen- und familienfreundlichen Forum einen Hilferuf gestartet, da kam schon die Lösung.
Lesen wir also gemeinsam eine tpische Internet-affine Meldung im Spiegel: "...was sich auf den Speicherkarten der GIs findet, ist keine heroische Dokumentation des Krieges, es gleicht eher einer gausamen Trophäensammlung [...]: Verbrannte irakische Gegner sind zu sehen, zersprengte Körper nach Selbstmordattentaten, zerschossene Leiber. Eine Seite im Internet hat sich nun als Ablageplatz für Gruselfotos atabliert, tausende Fotos sind bereits abrufbar. 'Sauberer Kopfschuss' heißt eine Rubrik; eine andere, die Bomben- und Attentatsopfer zeigt, trägt den zynischen Titel 'Errate den Körperteil'. Die Seite ist bei US-Soldaten offenbar beliebt, ein Drittel der Besucher kommt von Rechnern der US-Streikräfte. Soldaten, die Originalfotos einschicken ('Bitte kein CNN-Material!') erhalten als Belohnung einen kostenlosen Zugang zum Porno-Bereich der Internet-Seite."
Was ist daran typisch und typisch deutsch? Die Formulierung "eine Seite im Internet": der pädagogisch wertvolle Impetus quillt zwischen den Buchstaben nur so hervor. Wir haben für euch recherchiert, aber wir können es euch nicht zumuten. Ihr wäret sittlich gefährdet. Und der Presserat würde uns rügen. Und die Jugendschutzwarte würden in die Tischkanten beißen. Und überhaupt. Ihr müsst uns schon glauben, dass es diese "Internetseite" (gemeint ist eine Website) gibt - wir verraten euch den URL aber nicht. Typisch ist auch für deutsche Online-Medien, die Quellen zu verschweigen. Deutscher Journalismus in Reinkultur eben.
"Bilder von toten Irakern für Amateur-Pornos" titelte Telepolis schon am 25. August. Und natürlich fehlen dort die Links nicht - zu Salon.com, mit einer Bildergalerie mit "shocking images of death and devastation in Iraq". Sabbah's Blog verweist auf die Website, die gemeint ist und die der Spiegel uns gegen alle journalisten Pflichten bewusst verschweigt: nowthatsfuckedup.com. Dort finden wir auch die Rubrik "Pictures From Iraq And Afghanistan - General". Ein Soldat, der Fotos aus Afghanistan oder dem Irak beisteuert, bekommt Zugriff auf Pornobilder. Frage: Was ist hier eigentlich obzön? Kuwaiti Girls with big guns?
Je realistischer der Krieg den Rezipienten ins Haus kommt, um so besser, am besten mit bluttriefenden Leichen, herausaquellenden Gedärmen und zerfetzten Gehirnen. Das würde manche Wählerinnen und Wählern vielleicht nachdenklich stimmen, wenn sie ihr Kreuzchen bei denen machen wollen, die Soldaten in den Krieg schicken, weil es angeblich einer guten Sache dient. Deshalb veröffentliche ich hier auch Screenshots eines Videos, das man auf der oben genannten Website herunterladen kann. Soldaten erschießen mindestens vier Männer, im Off des Films hört man die Befehle und Kommentare dazu.
Aber vielleicht verschweigen der Spiegel und andere Medien die Links nicht wegen der Gewalt-Bilder, sondern wegen der unbekleideten Damen, die eben dort auch zu sehen sind. Das wäre jedoch noch dümmlicher. Aber eben auch typisch deutsch. |