KRIEG DER SUCHMASCHINEN Hat Yahoo den Längeren?Von Burkhard Schröder
Yahoo sagt, es sei groß und besser als andere anderen. Das ist eine Pressemeldung, wie sie zum Beispiel gulli.com verbreitet. Ein Synonym für public relations ist das etwas präzisere AgitProp. Man könnte auch sagen: Alles gelogen, weil nicht objektiv, weil eigene Interessen vertretend. Man kann das auch ironisch formulieren wie golem.de: "Yahoo hat den Größten".
Korrekt formuliert ist die Nachricht auf internet.com: "Das Internet-Unternehmen Yahoo hat die Zahl der Dokumente in seinem Webindex auf 20,8 Milliarden Dokumente und Bilder erhöht. Das gab Yahoo gestern in Sunnyvale, Kalifornien, bekannt. Damit will man den Konkurrenten Google überrundet haben, der ca. 11,3 Milliarden Dokumente und Bilder in seinem Web-Index erfasst hat."
Man will. Das bedeutet nicht, dass man schon hätte. N24 stellt das korrekt in den Titel: Die Konkurrenz zweifelt. "Tatsächlich ist die Größe des Index von Suchmaschinen schwer zu bestimmen. Zum einen ist nur schwer auszuschließen, dass Seiten mehrfach indiziert wurden, zum anderen bestehen Internet-Seiten teilweise aus mehreren Fragmenten, die auch einzeln gezählt werden können."
Fragmente? Warum einfach ausdrücken, wenn es auch unverständlich und kompliziert geht. Frames sind gemeint - jeder hat einen eigenen URL. Und flüchtig sind auch die Artikel zusammengestückelt: "Da allgemein anerkannte Messverfahren fehlen, sei eine Prüfung der Angaben jedoch so gut wie unmöglich, erklärte Danny Sullivan von dem Branchendienst 'Search Engine Watch'." Manche Redakteure sind sogar zu blöd, um bei Google Search Engine Watch zu finden. Und ein bisschen mehr Kritik darf es, bitte schön, auch sein? Zum Beispiel die von DMNews.com mit der hübschen Titelzeile: "Advertisers Grill Google, Yahoo". Beide Suchmaschinenbetreiber verraten nicht sehr viel über ihre Methoden und sind "pressefeindlich".
Der Heise-Newsticker schreibt: "Gerade im Vergleich zum Marktführer Google beeindrucken die Zahlen dennoch: Als Google Ende 2004 zum letzten Mal offizielle Zahlen zum Index veröffentlichte, waren es dort acht Milliarden Seiten. Nach Angaben in US-Medien sollen es momentan 11,3 Milliarden sein."
In der Praxis interessiert das alles überhaupt nicht. Alles eine Frage der Algorithmen und der Mathematik. Wir machen einfach ein paar Proben auf's Exempel! Bei der Suchanfrage nach mir selbst ist Google (natürlich Advanced Search) eindeutig besser als Yahoo. Yahoo wirft noch nicht einmal die Website an der ersten Stelle aus. Die Zahl der getroffenen Quellen sagt ohnehin nichts aus, da ab einer vierstelligen Zahl ("Results 1 - 10 of about 22,500") nur geschätzt wird. Außerdem vergessen alle Meldungen zum Thema den kleinen, aber feinen Unterschied: Mit Yahoo kann man das Usenet nicht durchsuchen.
Interessant ist aber, dass Yahoo auf Anhieb das so genannte "Enthauptungsvideo" sofort findet - in zahlreichen Variationen. Und auch andere Videos, die ganz gewöhnliche sexuelle Praktiken oder Ereignisse wie einen "cumshot" verdeutlichen. Man wartet in deutschen Medien den empörten Aufschrei: Suchmaschinen zeigen Gewalt! Suchmaschinen zeigen Pornos! Wem kann ich das melden? Muss man nicht eine Filterung durchführen? Sollte man Suchmaschinen nicht verbieten? Jugendschutz.net, übernehmen Sie!
Und warum verrät mir weder die eine noch die andere Suchmaschine, warum der HTML-Tabellencode dieses Weblogs breiter ist als der anderer Vorlagen, die ich mir zusammengebastelt habe? Ich kriege es einfach nicht hin. Und jetzt muss das Artikelchen raus. Irgendwann ist Schluss mit der sinnfreien Fummelei. |