HAUSMITTEILUNG Linux rulez, unfreiwilligVon Burkhard SchröderManchmal schlägt das Schicksal hart, aber gerecht zu. Mit Linux ist es wie mit einem Ferrari: Man hat es als normaler DAU in der Garage stehen und ist stolz darauf. Wenn man etwas in der Stadt einkaufen will, zum Beispiel bei der Kette, die mit A beginnt und mit I aufhört (vier Buchstaben), dann nimmt man doch wieder den zwanzig Jahre alten Mercedes, auf dessen Rücksitz ruhig ein paar Milchtüten auslaufen können und der alle zwei Wochen in der Werkstatt steht. Was ist aber, wenn der alte Wagen plötzlich in die ewige Jagdgründe hinübermacht und man vergessen hat, wo beim Ferrari der Rückwärtsgang ist?
Vorgestern nach hat mein uraltes Windows98 offenbar endgültig den Geist aufgegeben. Der abgesicherte Modus ist die einzige Reaktion, die ich ihm noch entlocken kann. Danach kracht alles wieder zusammen, und die Schwärze des Bildschirms gähnt einen an. Die Googelei bringt nichts Vernünftiges.
Im Mai 2004 war das Thema Linux/Debian schon einmal aktuell, wie sich die wohlwollende Geekin und der geneigte Nerd sicher erinnern. But: never change a running system. Jetzt jedoch musste ich einen autodidaktischen Crashkurs machen, unfreiwilllig und mit Zähneknirschen. Alle Programm für alles neu, ungewohnt, zum Teil mit englischen Handbüchern - o höhere Wesen, steht mir bei!
Browser: den Konqueror kannte ich schon, und Mozilla für Linux fast so gut wie Firefox für Windoof. Aber dann: Wie soll ich jetzt meine Website editieren? Phase5 ist kaum zu toppen. Aber leider nicht für Linux. Da schlummert Quanta in den Tiefen der Festplatte, bei mir schwerfällig und mit ca. 49238 Features, die ich alle nur schwer auf Anhieb begreife. Der Composer von Mozilla erweist sich auch als bescheiden. Also die "Recherchegruppe-Seite in einem normalen Texteditor geöffnet.
Was mit den Bildern? Natürlich nimmt man als Linux-Neuling Gimp. Aha. Das ist so, als hätte man gerade einen Baggerführerschein gemacht und die Freunde schenkten einem ein größeres Gerät für den Braunkohlentagebau im Bausatz. Grmpf. Ich habe eine Stunde gebraucht, um ad hoc zu begreifen, wie man ein Bild Web-tauglich macht.
Und jetzt die große ungelöste Menschheitsfrage: Wie kriege ich mit Linux eine Datei auf meinen Webserver? Wie man auf den Screenshots sieht, habe ich es irgendwann geschafft. Kommandozeilen-Eingabe. Wie hübsch. Man muss erst einmal drauf kommen, dass der Befehl put heißt - hatte ich natürlich vergessen. Also die Zähne zusammenbeißen und durch. Und wirklich bequem ist das nicht. Aber vermutlich habe ich nur das fucking manual nicht aufmerksam genug gelesen.
Nun gut. Alle Daten gesichert, die Hardware läuft noch nicht. Aber das hier ist das erste völlig Windows-freie Weblog auf spiggel.de. | |