POLITIK | | Aktuell | 17. März 2005 |
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BUNDESPRÄSDIENT BOHRT NUR FURNIER Köhler macht das SandmännchenVon Burkhard Schröder |
Der Herr Horst Köhler ist Bundespräsident und in diesem kleinen Forum schon hinreichend vorgestellt worden. Nun hat er eine Rede gehalten, die es verdient hat, seziert, malträtiert, ja verhackstückt zu werden.
Deutsche Medien zeigen, anders als die in England, durchweg und prophylaktisch die respektvolle Haltung gegenüber der Obrigkeit. Vergleicht man die Zitate, ist das Vomitieren nicht weit und zerplatzen die Textbausteine wie Luftballons in der Sonne (schiefe Metapher).
Der oberpfälzische Der neue Tag, hiesigerseits nur selten, dafür jetzt aber um so erfreuter zitiert, ringt sich die Schorlemmer-kompatible Schlagzeile ab: "Horst Köhler redet den Deutschen ins Gewissen". Auch "Investitionen in Innovation und Bildung" tauchen auf. Das klingt ein wenig wie ein orthodoxes Antifa-Flugblatt aus Kreuzberg: "Umstrukturierung verhindern" oder "gegen Sozialabbau". Papst redet der Welt ins Gewissen. Atheisten reden den Verehreren höherer Wesen ins Gewissen - Texthülsen, die nichts bedeuten, aber deshalb von allen gern benutzt werden. Der Autor dieser Zeilen redet der deutschsprachigen Internet-World(TM) jeden Tag ins Gewissen, solange, bis es hinten wieder raus kommt. Signifikante Änderungen am Zustand der Welt sind jedoch zur Zeit noch nicht zu beobachten.
Der stern behauptet kühn, Köhler habe mit seinen Sprechblasen "provoziert". Mitnichten. Es gab auch keinen "Paukenschlag". Es gab nur Gefasel im Bruder-Johannes-Style. Wenn man sich das peinliche Foto anschaut, das die Berliner Morgenpost publizierte und parallel dazu bei Harald Schmidt vorbeischaut, dann erinnern sich die geneigte Leserin und der wohlwollende Leser vermutlich an einen zeitgeschichtlichen Begriff, den die Satirezeitschrift Titanic für PolitikerInnen unseres Vertrauens oft benutzt: Arschgesichter (zulässige Schmähkritik(TM) im Zuge einer scharfen politischer Debatte).
"Provokant" ist etwas gähnend Langweiliges und Seichtes, was aber nicht so gesagt werden darf, weil es Bundespräsident "neoliberales Flagschiff" Köhler von sich gegeben hat. Das Neue Deutschland schreibt gewohnt altbacken: "zu gemeinsamen, strukturellen Reformen aufgefordert." Wer hätte das gedacht. Ich hätte hingegen, falls mir jemand zuhörte, zu individuellen, ja vereinzelten unstruktuierten Revolutionen aufgehetzt.
Nun zu etwas ganz Anderem. Köhler sagte: "In Deutschland gilt es zuweilen als moralisch verdächtig, Gewinn zu machen. Das ist falsch. [...] Der Sinn von Unternehmen ist aber, Gewinne zu erwirtschaften. Nur dann können der Fortbestand des Betriebes gesichert, Mitarbeiter beschäftigt, neue Jobs geschaffen und damit der Wohlstand erhalten werden. Diesen Zusammenhang gilt es der Bevölkerung deutlich zu machen." Vielleicht sollte man Herrn Köhler auf den Paragrafen 14 Absatz zwei des schon längst vergilbten Grundgesetzes aufmerksam machen, der das "Gewinne machen" näher beschreibt: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."
Genau das trifft aber nicht zu. "Je ein Kapitalist schlägt viele tot", schrieb Karl Marx über den Sinn von Unternehmen im Kapitalismus, und John D. Rockefeller handelte danach, und in der Freizeit drosch er wie Köhler fromme Sprüche.
Der Sinn des Unternehmens, das muss hier verschämt angemerkt werden, ist Profit oder die Verwandlung von Mehrwert in Kapital. Sonst nichts. Der Rest sind Sonntagspredigten, garniert, wie bei Köhler, mit Zitaten mehr oder weniger berühmter Zeitgenossen wie Montesquieu oder Thomas Edison. Dazwischen erzählt man noch mühsam irgendwelche Witze von J.F. Kenndy. Mir wären noch lateinische Sentenzen von Cato dem Älteren und dem Jüngeren, von Archimedes, Thomas Müntzer, Friedrich Franz Karl Hecker, Georg Elser, Veit Valentin oder Victor Tschernomyrdin eingefallen, um Eindruck zu schinden. Und welche von Mao Zedong(1), um rhetorische Paukenschläge erklingen zu lassen: "Die Dinge in der Welt sind kompliziert, sie werden von allen möglichen Faktoren bestimmt." Unter anderem von denen, dass Bundespräsidenten dem Volk Sand in die Augen streuen und die Gehirne vernebeln und über den wahren Charakter der Gesellschaft täuschen wollen.
(1) "Über die Verhandlungen in Tschunking" (17.10.1945) ------------------------------------------------------------------------------------
BURKS ONLINE 17.03.2005 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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